Ein Rotationsprinzip, also der Wechsel der Sittenpolizisten in eine andere Abteilung nach wenigen Jahren, kann die Beamten vor heiklen, falschen Freundschaften schützen. Die Kantonspolizei Basel-Stadt kennt das Modell für die Milieu-Abteilung. Sprecher Andreas Knuchel: «Da wechseln die Mitarbeitenden in der Regel nach drei Jahren ihre Position und gehen weiter in einen anderen Bereich.»
Grund für den Turnus in Basel sei vor allem die hohe psychische und physische Belastung der Milieu-Polizisten, weil sie viel in der Nacht arbeiten müssen, sagt der Polizeisprecher. Aber die Distanz zum Milieu, die so entsteht, ist sicher ein willkommener Nebeneffekt. Auch in anderen Kantonen verhindert die Polizeiorganisation zu viel Nähe zum Milieu – etwa im Kanton St. Gallen, wo sich bewusst verschiedene Dienststellen um diesen Bereich kümmern.
Gefahrenabwägung spricht für Rotation
Der Nachteil beim Rotationsprinzip: Es können wichtige Kontakte und Erfahrung verloren gehen. Jean-Pierre Méan, Korruptionsexperte und Präsident der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International Schweiz, empfiehlt solche Wechsel trotzdem: «Ich glaube, nach einer gewissen Zeit wiegt die Gefahr einer allzu grossen Nähe zum Milieu schwerer als der Verlust der Effizienz.»
Bei der Zürcher Fachgruppe für Milieu- und Sexualdelikte gibt es derzeit noch kein Rotationsprinzip. Allerdings hat die Stadtpolizei seit einem halben Jahr einen neuen Kommandanten, und der überdenke die Polizeiorganisation ohnehin, sagt Sprecher Marco Cortesi: «Darunter fällt natürlich auch die Frage, ob ein Rotationsprinzip in solchen Abteilungen nötig oder sinnvoll ist.» So ist es durchaus denkbar, dass dieses Modell wegen der aktuellen Bestechungsvorwürfe besonders genau angeschaut wird.