Nach der Greenpeace-Aktion beim Champions-League-Match FC Basel-Schalke 04 haben der FCB und Stadionbetreiber Basel United Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs eingereicht.
FCB-Präsident Bernhard Heusler sagte zur Greenpeace-Aktion, diese sei gewaltfrei gewesen. Der FCB sehe sich indes als Opfer, da das Fussballspiel als Plattform für politische Meinungsäusserung missbraucht worden sei. Das sei «nicht richtig und unfair».
Der europäische Fussballverband UEFA hat laut Heusler ein Disziplinarverfahren eröffnet. Die Sanktionen könnten von einer Verwarnung über eine Busse bis zu einem Geisterspiel reichen. Er hoffe aber, dass der FCB nicht finanziell zur Rechenschaft gezogen würde. Falls doch, würde er einen Regress auf Greenpeace prüfen.
Polizei wurde gewarnt
Von einem Sicherheitsleck wollten die Verantwortlichen von FCB und Basel United nicht sprechen. Das Dach sei drei Stunden vor Spielbeginn überprüft worden. Wie die Greenpeace-Leute aufs Dach gelangt seien, werde ermittelt.
Weiter wurde an der Medienkonferenz bekannt, dass die Polizei fünf Minuten vor Spielbeginn telefonisch über die bevorstehende Greenpeace-Aktion informiert worden sei und die Verantwortlichen im Stadion umgehend informiert habe. Die Leute von Greenpeace hätten sich sehr kooperativ gezeigt und seien den Anweisungen des Sicherheitspersonals gefolgt.
Protest gegen Sponsor
Mit ihrer waghalsigen Aktion hatten die Greenpeace-Leute am Champions-League-Match in Basel für einen mehrminütigen Spielunterbruch gesorgt. Vier Aktivisten der Umweltschutzorganisation seilten sich vom Stadiondach ab und entfalteten ein 28 Meter breites gelbes Transparent.
Mit der Aktion protestierte Greenpeace nach eigenen Angaben gegen die Ölbohrpläne des russischen Gas- und Erdöl-Multis Gazprom in der Arktis. Zudem forderte Greenpeace die Freilassung von 30 in Russland inhaftierten Aktivisten und Aktivistinnen, darunter ein Schweizer.
Nach der Aktion im Stadion hatten am Dienstagabend Stewards des Sicherheitsdienstes 17 Aktivisten festgehalten und dann der Polizei übergeben. Nach einer Überprüfung wurden sie laut einem Polizeisprecher noch vor Ort wieder entlassen.
Anklagen in Murmansk
In Russland, wo der Auslöser für die Greenpeace-Aktion liegt, klagte die Justiz am Mittwoch zwei Wochen nach dem spektakulären Protest in der Arktis 14 der insgesamt 30 Umweltschützer als Piraten an. Ihnen drohen bis zu 15 Jahre Haft.
Von russischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme. Der festgenommene Schweizer Aktivist befand sich laut Greenpeace-Sprecher Yves Zenger nicht unter den Angeklagten. Er sitzt indes in Untersuchungshaft.
EDA in Kontakt mit andern Ländern
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) verfolgt die Entwicklungen im Fall seit der Festnahme des Schweizers vom 19. September. Ein Mitarbeiter der Schweizer Vertretung in Russland wollte ihn in Murmansk treffen, teilte das EDA mit.
«Die zuständige Vertretung des EDA steht in Kontakt mit den lokalen Behörden und mit den Vertretern jener Länder, deren Bürger angeklagt sind», schrieb das EDA. In der Schweiz stehe der Konsularische Schutz des EDA in Verbindung mit den Angehörigen des Schweizer Bürgers. Zum Schutz der Person mache man aber keine weiteren Angaben.
Rekurs angekündigt
Die Umweltorganisation wies die Vorwürfe der Piraterie als «unzutreffend, unbegründet und illegal» zurück und kündigte an, bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg zu ziehen.
Zu der Verhandlung in der Hafenstadt Murmansk seien nur die Anwälte zugelassen worden, sagte eine Greenpeace-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Sie erwartete, dass die Anklageerhebung an diesem Donnerstag fortgesetzt werde. Kremlchef Wladimir Putin hatte betont, die Greenpeace-Leute aus insgesamt 18 Ländern hätten zwar gegen internationales Recht verstossen. Sie seien aber keine Piraten.