Oberbuchsiten, Kanton Solothurn, letzte Woche: Ein Lieferwagen gerät auf die Gegenfahrbahn und prallt frontal in ein Auto. Der 51-jährige Mann im Lieferwagen wird leicht verletzt; der 21-jährige Autofahrer stirbt. Der Unfall war kein Einzelfall. Lieferwagen sind grundsätzlich gefährlicher als Autos, weil sie schwerer sind, wie Bettina Zahnd, Leiterin der Unfallforschung bei der Autoversicherung AXA Winterthur, sagt. «Ausserdem zeigt unsere Statistik, dass rund 50 Prozent mehr Unfälle mit Lieferwagen als mit Personenwagen verursacht werden.»
Längerer Bremsweg
Viele Autofahrerinnen und Autofahrer sind nicht geübt im Umgang mit den grösseren Lieferwagen. Sie transportieren vielleicht ab und zu ein Möbelstück oder helfen bei einem Umzug. Dabei wissen sie aber nicht, wie ein Lieferwagen beladen werden muss. Oft laden sie mehr als 1000 Kilogramm – bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 3500 Kilogramm ist das schon zu viel. Zudem beeinflusst die Ladung das Fahrverhalten. «Der Bremsweg wird länger, und man kann schneller aus der Kurve fliegen», sagt Zahnd. Das werde häufig unterschätzt.
Die Unfallexpertin fordert deshalb, dass Autofahrer, die nur gelegentlich einen Lieferwagen lenken, besser angeleitet werden. «Vermieter sollten Mieter zwingend über die Besonderheiten eines Lieferwagens aufmerksam machen müssen.» Konkret fordert die Versicherung AXA Winterthur eine obligatorische Instruktionsfahrt.
«Kein dringliches Problem»
Der Bundesrat hält jedoch nichts von diesem Vorschlag. In seiner Antwort auf ein entsprechendes Postulat schreibt er, eine obligatorische Instruktion wäre schwierig zu kontrollieren. Überhaupt sei das Problem nicht dringlich, zumal die meisten Autofahrer schon heute gut informiert würden, wenn sie einen Lieferwagen mieten. Eine Studie der AXA Winterthur widerspricht der bundesrätlichen Sichtweise: Nur in einem von fünf Fällen wurde der Fahrer vor dem Losfahren über die Besonderheiten eines Lieferwagens aufgeklärt.