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Schweiz Wahlausgang in Zürich hat eine «Deutschschweizer Optik»

Wie zuversichtlich können die Freisinnigen nach ihrem Zürcher Wahlsonntag in den Herbst blicken? Was bedeutet die Niederlage für die Grünen? Der Politologe des Bundesamtes für Statistik, Werner Seitz, will im Gespräch mit SRF noch nicht von einer Vorentscheidung sprechen.

SRF: Wie zuversichtlich können die Freisinnigen nach dem Zürcher Wahlsonntag in den nationalen Wahlherbst blicken?

Werner Seitz: Da kann ich keine schlüssige Antwort geben. Ich denke aber, dass sie von dieser bürgerlichen Zusammenarbeit relativ profitiert haben – auch von der Themenkonjunktur. Das hat dem Freisinn seit Jahren wieder einmal einige Siege gebracht. Ich denke, die Themenkonjunktur hat die Grünliberalen negativ erwischt, davon konnte die FDP speziell profitieren. Und insofern denke ich, sie können in einem gewissen Sinne optimistisch ins Wahljahr gehen.

Man muss aber wissen: Das sind Ergebnisse für das deutschsprachige Mittelland. Wir wissen nicht, wie sich die Romandie zu diesen Bündnissen und Themen verhält. Auf der anderen Seite kommen für nationale Wahlen auch andere Themen aufs Tapet. Ich denke vor allem an die Personenfreizügigkeit und da gibt es dann doch Unterschiede zwischen SVP und FDP. Ob ein solches Bündnis da so gut spielt wie jetzt, das lasse ich offen.

Nun hat es aber in Zürich, Baselland und in Luzern bei den jüngsten Wahlen einen Rechtsrutsch gegeben. Es deutet doch einiges darauf hin, dass sich das auf nationaler Ebene wiederholen könnte.

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Prognosen für den nationalen Wahlherbst
aus Echo der Zeit vom 12.04.2015. Bild: Matthias Preisser
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 51 Sekunden.

Das ist möglich. Es ist aber auch die Deutschschweizer Optik. Das ist, wenn ich diese drei Wahlen anschaue, das, was für die letzten 20 Jahre absolut neu ist: Bisher waren SP und Grüne kommunizierende Röhren – wenn die Grünen verloren haben hat die SP gewonnen und umgekehrt. Diesmal haben die Grünen verloren die SP hat sich nur gehalten. Auf der anderen Seite wurden die Verluste der FDP meistens von der SVP aufgefangen. Dieses Mal hat die SVP noch ein wenig zugelegt und die FDP hat massiv zugelegt. Das ist per Saldo ein veritabler Rechtsrutsch.

Und die Themenkonjunktur, wie Sie sagen, die lässt für die Grünliberalen im Herbst nichts Gutes erwarten.

Wenn die Themenkonjunktur anhält, dann stehen sie wirklich ein bisschen im Schatten der Diskussionen. Die Tatsache, dass sowohl die Grünen wie auch die Grünliberalen verloren haben, zeigt, dass Ökologie als Thema auf der politischen Agenda nach unten gerutscht ist. Da haben beide Parteien ein Problem. Doch ich möchte differenzieren: Die Grünen haben bei den Wahlen der letzten vier Jahre immer wieder Verluste einfahren müssen, bei den letzten drei Wahlen massive Verluste. Die Grünen sind eine gestandene Partei, sie sind dreissig Jahre alt, und da denke ich, das weist auf ein grösseres Problem hin, als bei den Grünliberalen. Diese sind aus dem Nichts gekommen und haben Wahlerfolg an Wahlerfolg angehäuft bis Ende der Wahlen 2014. Und sie kommen erst jetzt ins Schleudern. Vielleicht korrigiert sich da einfach das Überschossene ein bisschen auf den Kern.

Eine Drehtüre aus Glas mit der Aufschrift Parlament.
Legende: Wer durch diese Türen in Bern ab Oktober gehen wird, ist nach den Wahlen in Zürich noch nicht entschieden. Keystone/Symbolbild

Wie gesagt: Zürich gilt als Gradmesser für die nationalen Wahlen. Für wie zuverlässig halten Sie dieses politische Thermometer?

Zürich ist ein sehr grosser Kanton. Ein Sechstel aller Wählenden lebt im Kanton Zürich. Wenn wir davon ausgehen, dass sich die Wählenden von diesen Wahlen bei den Nationalratswahlen ähnlich verhalten. Aber ich würde das nicht allzu fest fortschreiben wollen. Wir haben auch den Kanton Bern, der gross ist. Wir haben die Waadt und Genf, das sind ebenfalls grosse Kantone und die ticken vielleicht ein bisschen anders. Man kann aber schon sagen, diese Zürcher Wahlen sind insofern ein Trendmelder als sie die letzten grossen Wahlen vor den Nationalratswahlen sind. Und wenn man die Wahlen von Baselland und Luzern anschaut, dann kann man sagen, die Botschaft ist eine ähnliche, wie wir sie jetzt gesehen haben.

Das Gespräch führte Roman Fillinger.

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