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Schweiz Warum Geldwäsche ein komplizierter Straftatbestand ist

Die Arbeit geht der Meldestelle für Geldwäscherei nicht aus: Letztes Jahr musste sie rund 1400 Meldungen zu verdächtigen Geldern nachgehen. Dass es am Schluss tatsächlich zu einem Schuldspruch kommt, ist aber selten. Warum, das zeigt ein Beispiel aus dem nahen Ausland.

«Es war im letzten Jahr, als die Frau eine Lebensversicherung für mehr als 100‘000 Franken in bar abschliessen wollte, sagt Adrian Lobsiger. Er ist stellvertretende Direktor des Bundesamtes für Polizei. «Das ist immer etwas ungewöhnlich, Bargeld weckt immer die Aufmerksamkeit.»

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Die Versicherung gelangte an die Meldestelle für Geldwäscherei, zumal die Frau auch noch anonym bleiben wollte. Früher hätte die Meldestelle den Fall nach ersten oberflächlichen Abklärungen an die Justiz weitergeleitet.

Informationen aus dem Ausland einholen

Im letzten Jahr ist das Bankgeheimnis aber gelockert worden und die 15 Mitarbeiter der Stelle konnten im Ausland bei anderen Meldestellen Informationen über die Frau einholen. Dabei zeigte sich: Die Frau besitzt mehrere Häuser und verdient viel Geld als Prostituierte. Die Meldestelle konnte jetzt auch bei der Schweizer Hausbank nachfragen, ob die Immobilien das Potential haben, eine solche Summe abzuwerfen und ob die Frau eine Dienstleistungseinkunft aus diesem Escort-Bereich habe.

«Ja, das passt alles zusammen», lauteten die Antworten der Bank. Der Verdacht auf Geldwäscherei hat sich also nicht erhärtet. Solche Fälle gibt es viele. Von den fast 9000 Verdachtsfällen der letzten zehn Jahre, haben nur vier Prozent in Schuldsprüchen in der Schweiz geendet.

Kompetenzen werden ausgebaut

Viel Aufwand für nichts, also? «Nein», sagt Lobsiger. Viele Fälle würden auch im Ausland gelöst und tauchten deshalb nicht in der Statistik auf. Und oft handle es sich um sehr komplizierte Fälle. Die Beweisbeschaffung aus dem Ausland sei schwierig für die Justizbehörden. «Es ist klar, dass das bei einem komplexen Delikt wie Geldwäscherei, das auf anderen Straftaten aufbaut, dass das nicht in jedem Fall gelingen kann.»

Die Kompetenzen für die Meldestelle werden voraussichtlich weiter ausgebaut. Die Auswirkungen der ersten Reformen stimmten ihn sehr positiv, sagt der Vizedirektor der Bundespolizei: «Wir haben bessere und schnellere Informationen und können die Fälle, die nichts bringen, austriagieren. Diese Filterfunktion entlastet die Justiz.» Die Frau übrigens, von der hier die Rede war, die hat von den ganzen Untersuchungen gar nichts mitbekommen.

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