Wie stark stören Kirchenglocken den Schlaf? Diese Frage löst immer wieder heftige Reaktionen, Streit und Klagen aus. Erst diese Woche entschied der Kanton Bern, dass in Worb nachts die Viertelstundenschläge eingestellt werden müssen. Und auch die Kirchenglocken im zürcherischen Wädenswil dürfen nachts nur noch jede volle Stunde schlagen.
An beiden Orten hat man sich auf eine Studie der ETH Zürich aus dem Jahre 2011 gestützt. Sie hat untersucht, wie sich Glockengeläut auf das Schlafverhalten auswirkt. Mark Brink leitete die Studie. Auf die Frage, ob die Glockenschläge die Schlafqualität der Anwohner verschlechtere, sagt er: «Glockenschläge, die zu einer Aufwachreaktion führen, verbessern den Schlaf sicher nicht.» Allerdings wisse man nicht, ob Aufwachreaktionen, die nur im Hirnstrombild sichtbar sind, langfristig gesundheitliche Auswirkungen haben.
Glockenschläge, die zu einer Aufwachreaktion führen, verbessern den Schlaf sicher nicht.
Die Problematik weckt immer wieder hefitge Emotionen. Brink schlägt verschiedene Lösungsansätze vor: Absenken des Glockenpegels, Verzicht auf Viertelstundenschläge oder angenehmere Gestaltung des Klangs, beispielsweise.
Ob man in Sache Nachtruhe und Kirchenglocke grundsätzlich über die Bücher muss, ist laut dem damaligen Studienleiter aber eine politische Frage – wie alle Diskussionen zum Umweltschutz und den Massnahmen, die man dafür treffen wolle oder nicht, sagt Brink. Bei den Kirchenglocken sei die Situation aber speziell, weil das Geläut eigentlich dazu diene, gehört zu werden. «Das ist bei den anderen Lärmarten nicht der Fall».