Eine oder zwei Fremdsprachen in der Primarschule? Zuerst Französisch oder zuerst Englisch? Diese Fragen beantworten nicht alle Kantone gleich. Aber für Bundesrat Alain Berset geht es um eine nationale Angelegenheit. «Dass wir uns verstehen können in unseren Landessprachen, ist ein wichtiger Teil unseres Zusammenhalts. Es gehört dazu, dieses Debatte mit allen Beteiligten zu führen.»
Vor Jahren haben sich die Kantone darauf geeinigt, dass die Primarschüler zwei Fremdsprachen lernen sollen. In einem Kompromiss liessen sie es jedem Kanton frei, mit einer Landessprache oder mit Englisch zu beginnen. Doch nun gibt es in verschiedenen Kantonen – etwa in Schaffhausen oder Graubünden – Bestrebungen, den Primarschülern nur noch eine Fremdsprache anzubieten. Und zwar Englisch. Für Kultur- und Innenminister Berset ist das keine Lösung.
«Einfach zu sagen, eine Landessprache wird künftig in der Primarschule nicht mehr unterrichtet, das ist für mich sehr schwierig zu akzeptieren. Das würde bedeuten, dass wir uns in der Zukunft in unserem Land nicht mehr in einer Landessprache verständigen könnten.» Das kann nicht sein. Berset vertritt hier die Haltung des Gesamtbundesrates.
Berset wartet vorerst ab
Das Argument, gerade schwächere Primarschüler seien mit zwei Fremdsprachen überfordert, lässt er nicht gelten. Die zweite Fremdsprache erst auf der Oberstufe einzuführen, wäre gemäss Berset falsch.
Noch gilt der Sprachenkompromiss – also zwei Fremdsprachen in der Primarschule, davon eine Landessprache. Aber wenn sich nicht mehr alle Kantone daran halten sollten, dann müsste sich der Bundesrat einschalten: «Wenn es am Ende um die nationale Kohäsion geht, gäbe es für den Bundesrat die Möglichkeit, einzugreifen.»
Doch erst will der Bundesrat abwarten: In einem Jahr wollen die Kantone Bilanz ziehen im Fremdsprachenstreit. Eingreifen will Alain Berset also erst dann, wenn gewisse Kantone tatsächlich ausscheren.
Alain Berset hat sich in der Samstagsrundschau auch zum Thema der Präimplantationsdiagnostik geäussert. In einem weiteren Auftritt im Parlament setzte sich Bundesrat Berset für eine Aufhebung der Präimplantationsdiagnostik ein. Allerdings soll es weiterhin starke Einschränkungen geben. Der Ständerat folgte ihm in dieser Frage. Eine grosse Minderheit hätte sich noch weitere Lockerungen gewünscht.
(srf/engf; stric)