- Zahlreiche wehrpflichtige Personen wählen statt des Militärdiensts den Zivildienst.
- Um den Zivildienst unattraktiver zu machen, will der Verband Militärischer Gesellschaften Schweiz die Gewissensprüfung wieder einführen.
- Dabei müssen Dienstpflichtige glaubhaft darlegen, dass der Militärdienst nicht mit ihrem Gewissen vereinbar sei.
Der Zivildienst gerät politisch unter Druck: Im Parlament sind derzeit mehrere Vorstösse und Gesetzesrevisionen hängig, die den Zivildienst unattraktiver machen sollen. In die gleiche Richtung will der Verband Militärischer Gesellschaften Schweiz gehen – mit der Wiedereinführung einer Gewissensprüfung für den Zivildienst.
Schweizer Armee fehlen Soldaten
Der Zivildienst ist beliebt. Knapp 7000 wehrpflichtige Personen wählen jährlich diesen Weg. Zu viele, sagt Stefan Holenstein, Präsident des Verbandes Militärischer Gesellschaften Schweiz. «Das ist eine Brigade an Wehrleuten, die wir Jahr für Jahr verlieren.» Es sei klar, wenn sie mit zwei Mausklicks die Formulare ausfüllen könnten für den Wechsel in den Zivildienst, dann brauche das keine besonderen Vorbereitungen. «Sie können sich von heute auf morgen verabschieden.»
Das ist eine Brigade an Wehrleuten, die wir Jahr für Jahr verlieren.
Prognosen des VBS zeigen: Bis im Jahr 2030 könnten der Schweizer Armee Soldaten fehlen, weil einerseits die Dienstpflicht von zwölf auf zehn Jahre verkürzt wurde und weil andererseits durch die demografische Entwicklung weniger wehrpflichtige Männer nachrücken.
Die heutige faktische Wahlfreiheit zwischen Zivildienst und Militärdienst will der Verband Militärischer Gesellschaften Schweiz deshalb streichen – und die sogenannte Gewissensprüfung wieder einführen. Diese galt in der Schweiz bis 2009. Dienstpflichtige mussten glaubhaft darlegen, dass der Militärdienst nicht mit ihrem Gewissen vereinbar sei.
Medizinische Ausmusterung als Umweg
Eine Wiedereinführung der Gewissensprüfung sei der falsche Weg, um mehr Menschen in den Militärdienst zu bringen, sagt derweil Luca Dahinden, Geschäftsführer des Zivildienstverbandes Civiva. Man könne das Rad nicht zurückdrehen. «Es würden nicht plötzlich weniger Menschen Zivildienst machen wollen.»
Doch jene, die einen Gewissenskonflikt haben, würden einerseits mehr Schikane auf sich nehmen müssen oder den Weg der medizinischen Ausmusterung nehmen. Dienstpflichtige Personen, die keinen Militärdienst leisten wollen, würden sich mit einer Gewissensprüfung also wieder vermehrt für untauglich erklären lassen, ist Dahinden überzeugt.