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Schweizer Garde Nidwaldens enge Beziehung zum Vatikan

Bei der Vereidigung der Schweizer Garde ist Nidwalden Gast. Historiker Valentin Groebner redet von Geschichtstheater.

Für den Kanton Nidwalden ist die Einladung des Vatikans zum Sacco di Roma eine grosse Sache. Die Nidwaldner Regierung reist mit grossem Tross am 6. Mai nach Rom, um bei der Vereidigung der neuen Schweizergardisten dabei zu sein. Am selben Tag gibt es im Nidwaldner Hauptort Stans einen Volksapéro. Damit aber nicht genug: Bereits letzten September feierte der Kanton den Auftakt auf dem Landsgemeindeplatz Oberdorf. Mit dabei direkt aus Rom: der Gardekommandant und Gardisten in Uniform.

Eine kleine Ausstellung im Länderpark Stans, dem grossen Einkaufszentrum, ist ebenfalls dem Sacco di Roma gewidmet. Der Landrat hat für die Reise nach Rom und die diversen Veranstaltungen in Nidwalden im Vorfeld 150'000 Franken gesprochen.

Sacco di Roma – blutiges Ereignis

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Sacco di Roma nennt man auch die Plünderung Roms. Am 6. Mai 1527 verteidigten 189 Schweizergardisten Papst Clemens VII. Rom wurde damals von 24'000 deutschen Landsknechten und spanischen Söldnern belagert. Zwei Drittel der päpstlichen Garde kamen bei der entscheidenden Schlacht ums Leben. Heute wird zum Gedenken an dieses historische Ereignis die alljährliche Vereidigung der neuen Rekruten am 6. Mai abgehalten.

Der aufs Mittelalter spezialisierte Historiker Valentin Groebner steht in der Ausstellung in Stans vor dem riesigen Wandbild des Petersplatzes. Broschüren weisen auf die Geschichte des Sacco di Romas hin. Er beäugt diese kritisch: «Die Geschichte des Schweizer Solddiensts ist mit Sicherheit nicht idyllisch. Und die Geschichte des Sacco di Roma noch viel weniger», sagt er. «Es ist ein bewaffneter Konflikt zwischen christlichen, sich der katholischen Nächstenliebe eigentlich verpflichtenden, weltlichen Mächten.»

Die Geschichte des Sacco di Roma ist mit Sicherheit nicht idyllisch
Autor: Valentin Groebner Historiker an der Universität Luzern

Dass die Zentralschweizer Kantone ein enges Verhältnis haben zum Vatikan, erklärt sich Valentin Groebner durch das katholische Milieu, das es in diesen Kantonen noch gibt und dem damit verbundenen Hochhalten der Tradition.

Der Papst wollte unbedingt Schweizer Söldner

Doch die Tradition habe einen kriegerischen Hintergrund. Im 15. und 16. Jahrhundert exportierten die Zentralschweizer Kantone zwei Dinge, nämlich Milchprodukte und Menschen. Oder wie Groebner sagt: «Kühe, Käse und Kämpfer. Sie verkauften ihre Landeskinder gegen Geld an auswärtige Mächte, an alle, die gut zahlten.» Der französische König habe eine Schweizer Garde gehabt, auch die Österreicher und eben auch der Papst. Es habe damals ein riesiges Korruptionsproblem gegeben: «Nicht nur die Obrigkeiten, sondern auch Privatpersonen vermittelten damals die teuren und gesuchten Spezialtruppen aus der Zentralschweiz ins Ausland. Hochqualitätskiller waren das. Und die gingen dann gegenseitig aufeinander los», führt Groebner aus.

1503 wurden Zahlungen an Söldner verboten. «Der Papst aber wollte trotzdem seine Schweizer Söldner. Er sagte, sie seien nur für die Verteidigung des Heiligen Vaters. Inmitten eines Embargos für Söldner bekam der Papst eine Extrawurst. Er bezahlte dafür sehr viel Geld».

Helm und Fahne aus Nidwalden

Bewegte Geschichte hin oder her: Noch heute bewerben sich viele junge Männer aus der Zentralschweiz für die Schweizer Garde. Und der Kanton Nidwalden ist stolz darauf, von der päpstlichen Schweizergarde als Gastkanton ausgewählt worden zu sein.

Schweizergardist schwört Schwur
Legende: Am 6. Mai ist es wieder so weit. Die neuen Gardisten werden vereidigt. Keystone

Nidwalden darf das erste Mal dabei sein. Obwalden, Luzern, Zug und Schwyz waren bereits vertreten. Eigentlich erstaunlich, dass Nidwalden erst jetzt nach Rom eingeladen wurde. In Nidwalden entsteht nämlich ein grosser Teil der Ausrüstung für die Gardisten: Der Helm wird in Nidwalden mit einem 3-D-Drucker hergestellt, und auch die Fahne kommt aus Nidwalden. Vor 100 Jahren hat sie der Nidwaldner Staatsarchivar Robert Durrer designt.

Es ist eine Theaterarmee für theatralische Zwecke.
Autor: Valentin Groebner Historiker an der Universität Luzern

Praktisch alles, was heute von der Schweizer Garde zu sehen sei, stamme aus dem 20. Jahrhundert, sagt Valentin Groebner. Alles sei nachträglich erfunden worden. Die Uniformen, welche so schön bunt sind und nach Renaissance aussehen, seien von 1914: «Es ist eine Theaterarmee für theatralische Zwecke.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 15.03.2022, 17:30 Uhr ; 

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