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Schweizer Rüstungsprojekte Verzögerungen und Wartezeiten machen rasches Aufrüsten schwierig

Der Nationalrat hat diese Woche beschlossen, dass die Schweiz aufrüsten soll. Doch das kann dauern, wie das Beispiel des Minenwerfers Cobra zeigt.

Er heisst Cobra und ist ein Minenwerfer, der auf einem Radschützenpanzer montiert ist, also mobil. Der Cobra kann 12-Zentimeter-Granaten bis zu 10 Kilometer weit schiessen. Hergestellt wird der Cobra von der Schweizer Rüstungsfirma Ruag.

In 30 Sekunden schiessbereit, heisst es in einem Werbevideo. Doch damit der Cobra so schnell schiessen kann, muss ihn die Armee zuerst haben. Sie hat ihn bereits 2016 bestellt und wartet bisher auf die Auslieferung. Die Produktion hat sich um drei Jahre verzögert.

Nun wollen das VBS und die bürgerliche Parlamentsmehrheit weitere Cobras bestellen, wie Verteidigungsministerin Viola Amherd diese Woche im Parlament sagte: «Die Armee kann eine zweite Tranche rasch beschaffen und alle Verbände ausrüsten.»

Doch diese «rasche Beschaffung», wie die Verteidigungsministerin sie nennt, ist zu relativieren. Denn die Auslieferung der bereits bestellten Minenwerfer ist ab 2024 geplant. Wenn die Armee nun zusätzliche Exemplare bestellen will, dauert die Herstellung und Montage gemäss Ruag zwei weitere Jahre. So rasch geht es also nicht.

Verspätete Rüstungslieferungen sind keine Seltenheit

Tatsächlich gingen Rüstungsbeschaffungen nur selten so schnell, wie es sich die Regierungen wünschten, erklärt der Militärökonom Marcus Keupp von der Militärakademie der ETH Zürich: «Es gibt sehr viel empirische Forschung, die findet, dass Rüstungsgüter fast immer etwas später geliefert werden, als man eigentlich gedacht hat.»

Das Cobra-Projekt ist also nicht eine Ausnahme, sondern eher die Regel. Bundesrat und Parlament wollen die Armee rasch aufrüsten. Doch von heute auf morgen lassen sich Rüstungsprojekte eben nicht umsetzen.

Dittli: «Es ist spiegelklar, wofür das Geld ausgegeben wird»

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Josef Dittli
Legende: Josef Dittli ist Urner FDP-Ständerat und Mitglied der Sicherheitskommission. Keystone

SRF News: Ist die schnelle Aufrüstung nicht ein falsches Versprechen?
Josef Dittli: Nein, dieses Versprechen ist ehrlich. Es ist natürlich nicht so, dass das von einem Tag auf den anderen geht. Aber wenn man die Beschaffungen nicht jetzt beschliesst, dauert es noch länger, bis ein Rüstungsgut in der Schweiz ist.

Aber in der aktuellen Bedrohungslage nützen die Aufrüstungspläne nichts...
Doch, die Pläne nützen selbstverständlich etwas. Man muss einfach berücksichtigen, dass man Rüstungsgüter nicht von einem Tag auf den anderen hinzaubern kann, sondern dass Prozesse hinterlegt sind, dass etwas produziert und ausgeliefert werden muss. Und das dauert seine Zeit.

Müsste man nicht erst die Lehren aus dem Krieg ziehen, bevor man mehr Geld spricht?
Die Lehren muss man natürlich auch ziehen. Aber das VBS und die Armee wissen genau, welche Waffensysteme in den nächsten Jahren ausfallen. Es gibt auch einen Masterplan dazu. Dieser stützt sich auf die finanziellen Möglichkeiten, die vom Parlament gegeben sind. Und diesen Masterplan muss man straffen, wenn ab 2030 deutlich mehr Geld zur Verfügung steht. Das heisst, man muss die angedachten Projekte in kürzerer Zeit realisieren. Das ist realistisch und möglich. Dazu brauchts mehr Geld.

Der Nationalrat hat dem Militär mehr Geld zugesichert. Wohl im Sommer debattiert der Ständerat darüber, obwohl unklar ist, wofür es eingesetzt werden soll. Ist das sinnvoll?
Das Vorgehen ist sinnvoll. Ich hoffe, dass der Ständerat dem auch folgen wird. Es ist spiegelklar, wofür es ausgegeben wird. Mit der Armeebotschaft 2022 geht es um das Patriotsystem, um den F35 und um viele andere Dinge. Für die kommenden Armeebotschaften müssen Anpassungen vorgenommen werden. Wir gehen im Parlament davon aus, dass der Bundesrat sich hier an den neuen Möglichkeiten orientiert, damit die Armee früher wieder schlagkräftiger bereit ist.

HeuteMorgen, 11.05.2022, 06:00 Uhr

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