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Schweizer Vorratskammer Kein Kaffee im Krisenfall

Kaffee ist nicht lebensnotwendig – das findet zumindest der Bundesrat. Deshalb hat er entschieden, dass die Schweiz keinen Notvorrat an Kaffee lagern muss. Das Pflichtlager für Kaffee soll aufgehoben werden. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Pflichtlager aufgehoben wird, im Gegenteil: Vor dem Kaffee wurden schon zahlreiche andere Waren aus den Pflichtlagern gestrichen.

Zwei Hände, darin sind Kafeebohnen.
Legende: Kaffee ist nicht lebensnotwendig, findet zumindest der Bundesrat und hat entschieden, das Pflichtlager aufzuheben. Keystone/Symbolbild

Um morgens in die Gänge zu kommen, benötigt Peter Lehmann nicht viele Tassen Kaffee. Im Durchschnitt eine Tasse, wenn es hoch komme zwei, sagt Lehmann. Er ist quasi der Wächter der Schweizer Vorratskammer – und beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung für die Pflichtlager zuständig.

Die Pflichtlager sind eigentlich ein Überbleibsel aus den Kriegsjahren, als man feststellen musste, dass die Versorgung gefährdet ist.
Autor: Peter Lehmann Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung

«Die Pflichtlager sind eigentlich ein Überbleibsel aus den Kriegsjahren, als man feststellen musste, dass die Versorgung gefährdet ist», sagt Lehmann und erklärt weiter: «Daraus hat der Bund schliesslich abgeleitet, dass er gewisse strategische Vorräte halten muss.»

Seifen, Schrauben, Schmiermittel, Kakao oder Tabak: Früher hielt die Schweiz für allerlei Pflichtlager. Doch die Pflichtlagerpolitik des Bundes hat sich verändert. Heute konzentriert er sich auf Grundnahrungsmittel wie Zucker und Reis, auf Energiequellen wie Benzin und Heizöl sowie auf Heilmittel wie Antibiotika und Impfstoffe.

Die Verletzlichkeit hat nicht nachgelassen.

Die Schweiz befindet sich schon lange nicht mehr im Krieg und die meisten Waren können von verschiedenen Anbietern bezogen werden; ein Engpass zum Beispiel bei Zucker oder Öl scheint kaum vorstellbar. Weshalb also braucht es überhaupt noch Pflichtlager?

«Die Verletzlichkeit hat nicht nachgelassen», sagt Lehmann. Der ganze Warenfluss werde zunehmend komplexer. «Die Firmen haben die Tendenz, aus ökonomischen Gründen tiefere Lagerbestände zu haben. Dann braucht es nicht mehr so viel, dass es zu wenig Ware auf dem freien Markt hat», erklärt er weiter. Unterbrüche in der Logistik Ernteausfälle oder Probleme in einem Herkunftsland: All dies sei jederzeit möglich.

Pflichtlager kosten pro Kopf etwa 14 Franken

Wie schnell ein Engpass entsteht, hat sich letzten Herbst gezeigt. Der Wasserstand des Rheins war so tief, dass die Schiffe nur noch wenig laden konnten. In der Folge fehlte es an Mineralölen, Dünger und Futtermitteln: Die Pflichtlager waren gefragt.

Die Pflichtlager entstanden aufgrund militärischer Bedrohungen, sind aber heute wegen technischer oder wirtschaftlicher Probleme noch immer nötig. Ob und in welcher Form es die Pflichtlager weiterhin braucht, prüft der Bund alle vier Jahre.

Der Bund betreibt die Lager übrigens nicht selber, sondern er unterstützt private Firmen, die das übernehmen. Die Pflichtlager kosten die Schweizerinnen und Schweizer pro Kopf und Jahr etwa 14 Franken.

Das Pflichtlagersortiment des Bundes

Pflichtlagerwaren und Bedarfsdeckung des Bundes

Bedarfsdeckung
Soll-Menge
Effektive Menge
Zucker
3 Monate
59'000 Tonnen
63'000 Tonnen
Reis4 Monate
16'400 Tonnen
14'900 Tonnen
Kaffee3 Monate
18'000 Tonnen
15'000 Tonnen
Weizen
4 Monate
195'000 Tonnen
191'500 Tonnen
Benzin
4.5 Monate
1'242'000 Kubikmeter
1'233'600 Kubikmeter
Heizöl
4.5 Monate
1'278'000 Kubikmeter1'316'800 Kubikmeter
Antibiotika5-6 Monate
12'500-13'700 Kilo
14'600 Kilo
Impfstoffe4 Monate
680'000 Stück
128'800 Stück
Insulin2 Monate
178 Millionen Einheiten
178 Millionen Einheiten

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