Schnurgerade ziehen sich die Chasselas-Reben den Hang bei Blonay VD hinunter Richtung Genfersee, einer der Weinterrassen des Lavaux.
Winzer François Montet pflanzt hier gerade neue Rebstöcke – trotz des Rückgangs am Weinkonsum. «Die veränderten Konsumgewohnheiten kann man nicht negieren», sagt der Präsident der Waadtländer Weinbauvereinigung. «Aber derzeit spüren wir vor allem die sinkende Kaufkraft.» Die treffe die relativ teuren Schweizer Weine mehr als ausländische.
Geringerer Schutz durch Zollschranken
«Bei den Preisen können Schweizer Weine nicht mit der Konkurrenz mithalten. Dafür sind die Produktionskosten in der Schweiz zu hoch», sagt der 58-Jährige. Aus dem gleichen Grund sei es illusorisch, die verschwindend kleinen Schweizer Weinexporte zu erhöhen.
Erschwerend für Schweizer Winzer und Winzerinnen ist, dass sie im Vergleich zu früher weniger gut durch Zollschranken geschützt sind. In verschiedenen Freihandelsabkommen sind heute zollfreie Weinkontingente vorgesehen. So darf zum Beispiel Chile jedes Jahr 15'000 Hektoliter Rotwein zollfrei in die EFTA-Länder liefern.
Wir müssen in der Deutschschweiz wieder mehr Wein verkaufen.
«Es ist eine Art Salamitaktik. Jedes neue Abkommen kostet uns Marktanteile», klagt Montet. Eine Rückkehr zu höheren Zöllen sei nicht realistisch. Umso mehr müssten die Winzerinnen tun, um ihren Wein zu vermarkten. «Wir in der Romandie müssen uns darum bemühen, den Deutschschweizer Markt zurückzuerobern. Dort haben wir Marktanteile verloren.»
Um den Winzern zu helfen, hat das eidgenössische Parlament erst letztes Jahr die Absatzförderung für einheimischen Wein mehr als verdreifacht – auf neun Millionen Franken. «Das ist hilfreich», sagt Montet. «Es ist aber immer noch viel weniger als beispielsweise Italien in der Schweiz für die Vermarktung von italienischem Wein investiert.»
Durchhaltevermögen gefragt
Das Potenzial neuer Produkte – beispielsweise neuer Weinsorten oder alkoholfreier Weine – hält Montet für begrenzt. Das seien Nischenprodukte. Geld verdiene man vor allem mit traditionellen Weinen.
«Zudem kann man im Weinbau Strategien nicht schnell wechseln», sagt Montet. Er zeigt auf die lange Reihe mit den frisch gepflanzten Reben: «Diese Reben tragen erst in drei, vier Jahren. Da kann man nicht von heute auf morgen etwas anderes anpflanzen.»
Weinbau braucht Durchhaltevermögen – in Zeiten abnehmenden Weinkonsums noch mehr als sonst schon.