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Schweizerin in Marokko Ein Todesfall rückt die Gefahr der Tollwut wieder in den Fokus

Der Bund warnt nach dem Tod einer Schweizerin vor Reisen nach Marokko. Wie gefährlich sind Hundebisse? Die Übersicht.

Das ist passiert: Ende Juni verstarb eine Schweizerin in Marokko mutmasslich an der Tollwut. Wie lokale Medien berichteten, hatte sie zuvor mit einem streunenden Hund gespielt und war von diesem gekratzt worden. Nun reagiert der Bund: Das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) weist neu darauf hin, dass man im nordafrikanischen Land «stets Abstand zu streunenden Tieren» halten solle.

Wieso ist die Tollwut so gefährlich? Tollwut wird durch den Speichel infizierter Säugetiere, zum Beispiel bei Bissen oder Kratzern, übertragen. Eine Infektion verläuft meist tödlich. Das sogenannte Rabiesvirus bewegt sich – anders als andere Erreger – nämlich nicht über das Blut, sondern über die Nervenbahnen. Sobald es das Gehirn erreicht hat, ist es zu spät. Zu den Symptomen gehören Krämpfe, Lähmungen und Halluzinationen. Von einem Biss zum Ausbruch der Krankheit kann es Wochen oder auch Monate dauern – oder schneller, wenn man in der Kopfgegend gebissen wird.

Jährlich Zehntausende Tote weltweit: 2015, dem letzten Jahr, für das von der Weltgesundheits­organisation (WHO) Daten vorliegen, wurden weltweit fast 60'000 Todesfälle durch Hundebisse registriert. Mit Abstand am meisten davon im bevölkerungsreichsten Land der Welt: Indien (20'847).

Nahaufnahme eines Hundemauls mit Zähnen.
Legende: Die allermeisten Todesfälle durch die Tollwut gehen auf Infektionen durch Hunde zurück. IMAGO / Zoonar

Die Länderübersicht: In rund 74 Ländern herrschte 2022 eine erhöhte Tollwutgefahr, wie die WHO berichtet. Die meisten befinden sich in Afrika und Asien. Laut dem Bund stellt die Tollwut in der EU sowie in den meisten anderen europäischen Staaten keine Gefahr dar. Ein leicht erhöhtes Risiko besteht in Bosnien, eine Tollwutwarnung gibt es unter anderem für Albanien und Serbien (die ganze Liste finden Sie hier).

Keine Behandlung, nur Vorbeugung: Gegen Tollwut kann man sich impfen lassen. Eine sogenannte PREP-Impfung sollte man bis spätestens einen Monat vor Abreise vornehmen – mit einer Auffrischimpfung nach einem Jahr. Eine PREP-Impfung verlängert die Reaktionszeit nach einem Biss. Denn vielerorts steht zu wenig Impfstoff zur Verfügung, wie der Bund schreibt. Nach einer Infektion müssen nämlich weitere PREP-Impfungen verabreicht werden. Folgende Schritte sollte man auf jeden Fall ausführen:

  1. Wunde gründlich reinigen
  2. Desinfizieren
  3. Medizinische Hilfe aufsuchen

Hier kann man sich gegen Tollwut impfen lassen

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Hausärztinnen und -ärzte mit der entsprechenden Ausbildung können diese verabreichen. Einige TopPharm- und Amavita-Apotheken bieten den Dienst ebenfalls an. Darüber hinaus gibt es verschiedene Zentren für Reisemedizin in der Schweiz, darunter:

Zürich

Bern

Basel

St. Gallen

Luzern

Graubünden

Bis im vergangenen Herbst herrschte ein Mangel an Impfstoffen hierzulande. Seither hat sich die Situation wieder etwas entschärft.

Wie ist die Situation in der Schweiz? Bis in die 1980er-Jahre war die Tollwut hierzulande immer wieder ein sporadisches Problem. Es mussten regelmässig ganze Gebiete gesperrt und Haustiere eingesperrt werden. Sogar ganze Fuchs- und Dachsbauten wurden als Vorsichtsmassnahme vergast. Mittels Impfködern gelang es den Behörden in den Jahren danach, das Land von der Tollwut zu befreien. Seit 1999 gilt sie in der Schweiz als ausgerottet. In den vergangenen Jahren wurden vereinzelt infizierte Fledermäuse gemeldet – zuletzt im Kanton Glarus. Eine Gefahr ging vom Tier aber nicht aus.

Warnschild 'Tollwutgefahr' an Baum befestigt.
Legende: Schilder wie dieses aus dem Jahr 1965 waren früher in der Schweiz keine Seltenheit. KEYSTONE/Str

Was ist mit den Haustieren? Für Tiere, die in die Schweiz gebracht werden, ist eine Tollwutimpfung Pflicht. Das gilt auch für Länder, die als sicher gelten. Zudem besteht ein Einfuhrverbot für Tiere unter sieben Monaten, da diese noch nicht geimpft werden können. Für den gewerblichen Import gelten gar noch schärfere Regeln. Jüngst wurden viele aus der Ukraine mitgebrachte Tiere kontrolliert, da in diesem Land die Tollwut verbreitet ist. Auch wer mit seinem Haustier ins Ausland reisen möchte, muss es gegen Tollwut impfen lassen.

SRF4 News, 15.07.25, 16 Uhr;brus

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