Die Solidarität mit Geflüchteten, aber auch mit deren Haustieren, sei gross, sagt Corinne Frana von der Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz. Die Stiftung registriere täglich schutzbedürftige Haustiere. «Wir gehen davon aus, dass fünf Prozent der Flüchtlinge ein oder mehrere Tiere mitbringen. Alleine im Aargau rechnen wir mit 170 bis 200 Tieren, im Nachbarkanton Solothurn mit 60 bis 70.»
Die Stiftung verteilt Gutscheine an Flüchtlinge, mit denen sie in einem Schweizer Tierfachgeschäft ein Gratispaket abholen können. Darin befindet sich Futter, ein Hunde- oder Katzenbett, dazu Leinen oder Futternäpfe. 350 Gutscheine sind bereits verteilt worden. Neben der Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz beteiligten sich die Stiftung Tier und Recht und die Schweizerische Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (STVT) an der Hilfe, die Leitung liegt bei der Organisation Vier Pfoten.
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Verwahrloste Hunde sind nur eine Seite
Gerade aus der Ukraine seien eher Bilder von verwahrlosten Katzen und Hunden bekannt – doch dies sei nur eine Seite, sagt Karin Hawelka, Kampagnenleiterin bei Vier Pfoten. Die andere zeige, dass viele Menschen ihre Tiere auf der Flucht mitgenommen haben. «Das hat uns sehr berührt, wie viel Fürsorge sie für ihre Tiere haben».
Es hat uns sehr berührt, wie viel Fürsorge die Geflüchteten für ihre Tiere haben.
Es gibt aber ein gesundheitliches Problem: Ukrainische Haustiere könnten Tollwut haben. Der Bund hat die Regeln allerdings angepasst. Ukrainische Tiere dürfen einreisen. Im Aargau zum Beispiel übernimmt der Kanton die Kosten für die medizinische Grundversorgung eines Tiers. Damit kann es geimpft werden, oder es kann per Antikörpertest bestimmt werden, ob ein Tier gegen Tollwut geimpft wurde.
Tierärzte zeigen sich kulant
Viele Tierärzte würden für Untersuchungen solcher Tiere keine Rechnung stellen, sagt Peter Sandmeier, Präsident der Aargauer Tierärztinnen und Tierärzte. Er betreibt in Baden-Dättwil eine Tierpraxis und sagt: «Es ist einfach ein Zeichen der Solidarität der Tierärzteschaft. Wir können die bescheidene Hilfe für die Geflüchteten gut verkraften».
Auch Gastfamilien, die Geflüchtete und ihre Tiere aufnehmen, haben Fragen zu den Hunden und Katzen, die plötzlich im Haus sind. Was passiert, wenn der Hund beisst? Was, wenn das Tier nicht gegen Tollwut geimpft ist? Die Stiftung für Tiere im Recht hat Juristinnen und Juristen, die die Gastfamilien zu diesen Themen beraten.
Auch Private melden sich, um ukrainischen Haustieren zu helfen. Unter ihnen ist Marcel Egloff aus Baden. Der Senior hat Hündin «Fina» bei sich aufgenommen. Ihre Besitzerin war mit drei Hunden aus der Ukraine nach Polen geflüchtet. Sie durfte dort aber nur einen Hund in der Flüchtlingsunterkunft halten, die anderen beiden kamen in ein lokales Tierheim.
Von der Ukraine via Polen nach Olten
Im Tierheim in Polen arbeitet eine Frau, deren Schwester im Spital in Olten tätig ist. Diese fragte das Tierheim in Olten, ob die überzähligen beiden Hunde nicht in der Schweiz aufgenommen werden könnten. Das Tierheim wiederum gehört dem Bruder von Marcel Egloff. Dieser sagte zu – die zwei Hunde kamen nach Olten ins Tierheim, Marcel Egloff übernahm einen der beiden. Nach zwei Monaten im Tierheim, Impfungen, Entwurmung und Tollwutabklärungen war «Fina» bereit für die Adoption.
Der Hund mache ihn glücklich, man spüre aber, dass «Fina» unter dem Krieg gelitten haben, sagt Marcel Egloff. «Immer wenn der Krankenwagen mit Sirene durch Baden fährt, heult der Hund los». Er schickt der Hundebesitzerin in Polen regelmässig Fotos, um ihr zu zeigen, dass ihr Hund ein gutes Zuhause gefunden hat.