Es gibt sie sonst nirgends im ganzen Land: eine polizeiwissenschaftliche Abteilung bei einer Kantonspolizei. Was im Ausland, in Deutschland oder Grossbritannien beispielsweise, bereits gang und gäbe ist, das wagt Basel-Stadt als erster Kanton der Schweiz.
Unsere Fachleute arbeiten mit Polizeikorps in Amerika und in ganz Europa zusammen.
In einem unscheinbaren Büro in Basel arbeiten seit wenigen Monaten drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ein Polizist an der Polizeiarbeit der Zukunft. Sie wälzen Fachpublikationen zum Thema Polizeiarbeit und Sicherheit, tauschen sich mit anderen Polizeistationen auf der ganzen Welt aus und stellen ihre Erkenntnisse für die berufstätigen Polizistinnen und Polizisten zusammen. Ihre Forschung soll die tägliche Polizeiarbeit künftig erleichtern.
Das Thema Gewalt im öffentlichen Raum spiele in dieser besonderen wissenschaftlichen Abteilung eine wichtige Rolle, sagt der Polizeikommandant Martin Roth. Mit dem Wissen und der Unterstützung anderer solcher Abteilungen auf anderen Kontinenten suche man neue Wege für die Polizeiarbeit in Basel und in der Schweiz.
«Unsere Fachleute arbeiten mit Polizeikorps in Übersee und auch in ganz Europa zusammen.» Daraus entstehen sollen neue Strategien, ein neuer Umgang mit Problemen, sagt Roth, denn solche gebe es in der Gesellschaft aktuell zahlreiche.
Aufträge und Anfragen kommen aus dem ganzen Land
Geleitet wird die neue wissenschaftliche Abteilung der Basler Kantonspolizei von Jonas Hagmann. Er ist ursprünglich Politikwissenschaftler und forschte in den vergangenen rund zwanzig Jahren intensiv zum Thema Sicherheit. Bei der Basler Polizei widmet er sich sozialwissenschaftlichen Themen – ein ungewöhnliches Feld für eine Kantonspolizei.
Unsere Arbeit ist für die Schweizer Polizeiarbeit ein neuer strategischer Ansatz.
Zusammen mit berufstätigen Polizistinnen und Polizisten zu arbeiten, sei wertvoll, sagt Hagmann: «Gemeinsam mit Leuten aus der Praxis Lösungen auszuarbeiten, bringt uns weiter. Unsere Arbeit ist für die Schweizer Polizeiarbeit ein neuer strategischer Ansatz.»
Die Nachfrage sei bereits gross, Anfragen für Forschungsaufträge kämen aus der ganzen Schweiz und auch aus dem Ausland im Basler Büro an. «Der Bedarf ist wirklich sehr gross. Und wir sind gewillt, in Basel ein grosses Leuchtturmprojekt aufzubauen», sagt der Leiter Jonas Hagmann.
Ziel sei es, neue Erkenntnisse über die tägliche Polizeiarbeit zu erlangen und den Polizistinnen und Polizisten neue Werkzeuge zur Hand zu geben. Für handfeste Resultate oder bahnbrechende Erkenntnisse sei es noch zu früh, so Polizeikommandant Roth, dafür brauche es noch Zeit.