Seit 2021 können in der Schweiz bereits 16-Jährige ohne Praxiskurs ein 125ccm Motorrad fahren – seither sind die Unfälle stark gestiegen. Nun schlagen Fachstellen und Politiker Alarm: Die Anforderungen an Junglenker sollen wieder erhöht werden.
Motorradfahrkurs in der Region Baden: Kursleiter Andrea Bilotta instruiert Junglenker über die Gefahren im Strassenverkehr. Sie müssen nach der Theorieprüfung spätestens nach vier Monaten einen praktischen Kurs absolvieren. In Sicherheit zu investieren, sei sinnvoll. In dem Kurs lerne man, wie man sich im Strassenverkehr richtig verhält, sagt der 19-jährige Maurice Jegge.
Man übe beispielsweise auch Sachen, die man nicht täglich machen müsse, wie eine Notbremsung. Das habe viel gebracht, sagt der 31-jährige Kursteilnehmer Orlando Frehner. Wie man beispielsweise bremsen oder einspuren muss, kenne man von der Theorie alleine nicht.
Schwere Unfälle seit neuer Alterslimite gestiegen
Ein Lernfahrausweis reicht, um mit einer 125ccm Maschine am Strassenverkehr teilnehmen zu dürfen. Erst nach vier Monaten ist die praktische Grundschulung obligatorisch. Hinzu kommt: Bis 2021 galt eine Alterslimite von 18 Jahren, um ein Motorrad lenken zu dürfen. Damals senkte die Schweiz das Mindestalter auf 16 Jahre, was der EU-Regelung entspricht.
Nun schlagen Fachleute Alarm. Schwere Unfälle machten in jüngster Zeit Schlagzeilen. So im Kanton Luzern, im Kanton Obwalden, im Aargau oder im Thurgau.
Die Jungen sind immer mehr in schwere Motorradunfälle verwickelt, wie die Statistik des Bundesamts für Strassen zeigt.
Bis 2020 verunfallten pro Jahr in der Schweiz im Durchschnitt 66 Jugendliche schwer. Mit der Einführung des Mindestalters 16 für das Fahren von 125ccm Maschinen verunglückten im Durchschnitt mehr als doppelt so viele Jugendliche.
Unfälle passieren vor allem aufgrund von überhöhter Geschwindigkeit und Ablenkung.
Das Bundesamt für Strassen Astra hat gegenüber 10 vor 10 die Gründe für die Unfälle analysiert. Unfälle passieren vor allem aufgrund von überhöhter Geschwindigkeit und Ablenkung, sagt Astra-Sprecher Jérôme Jacky. Zum anderen habe das Astra festgestellt, dass ein Grossteil der Unfälle ausserorts passiere.
Aufgrund dieser Analyse teste und überprüfe das Astra nun Massnahmen. Zum Beispiel im Bereich Prävention. Es könne aber auch im Bereich von mehr Kontrollen sein. «Und wir prüfen Massnahmen an der Grundschulung, also ob man etwas am Inhalt ändert, aber auch vom Zeitpunkt her muss sich etwas ändern», so Jacky.
Es ist auch von einer Rückkehr zur Alterslimite von 18 Jahren die Rede. Dies fordern inzwischen Politikerinnen und Politiker von links bis rechts. Auch der Fahrlehrerverband und die Beratungsstelle für Unfallverhütung wollen eine Verschärfung.