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Selbstständigkeit Mit 22 sein eigener Chef – Aargauer führt Sanitärbetrieb

Viel Arbeit und kaum Freizeit – trotzdem bereut Lorik Krasniqi es nicht, schon Anfang zwanzig selbstständig zu sein.

Selbstständig – das heisst «selbst» und «ständig». Dieser Spruch passt gut zum 22-jährigen Lorik Krasniqi. Während des Gesprächs mit der Journalistin klingelt sein Handy pausenlos. 12-Stunden-Tage (oder gar noch längere), Pikettdienste und permanente Erreichbarkeit gehören für Krasniqi zur Routine.

Der junge Firmenchef sitzt an seinem Bürotisch im aargauischen Wohlen und beantwortet Fragen, während seine Mitarbeiter den Lieferwagen in der Werkstatt für den heutigen Auftrag beladen. Mitarbeiter, die alle älter sind als Krasniqi, teilweise mehr als doppelt so alt. Ist das Alter denn nie Thema? «Nein», betont Krasniqi: «Den Respekt, den ich dem Team gebe, erhalte ich auch zurück.»

Von der Lehre zum eigenen Betrieb

Für Lorik Krasniqi war schon früh klar, dass er sein eigener Chef werden wollte. «Mein Vater ist mein grosses Vorbild», erzählt er. «Auch er hat sich früh im Immobilienbereich selbstständig gemacht. Das wollte ich auch.»

Die Weichen für diesen Weg stellte Krasniqi während der Ausbildung zum Sanitärinstallateur. «Mein Ausbildner übergab mir früh sehr viel Verantwortung. Da sagte ich mir: ‹Ich kann das!›». Nach der Lehre absolvierte er den Militärdienst als Durchdiener. Danach machte er sich auf die Suche – nicht nach einem Job, sondern nach einem Betrieb, den er übernehmen konnte.

Mann in roter Jacke telefoniert am Schreibtisch.
Legende: Lorik Krasniqi ist der Kontakt zur Kundschaft wichtig. Zufriedene Kundinnen und Kunden und ein gesundes Firmenwachstum seien Ziele von ihm, sagt er. SRF/Christiane Büchli

Er kontaktierte auch Markus Koch, der in Wohlen einen Ein-Mann-Sanitärbetrieb leitete und altersbedingt einen Nachfolger suchte. Als ein 20-Jähriger bei ihm an die Tür klopfte, sei Koch zunächst skeptisch gewesen, gibt Krasniqi zu. Drei Monate lang arbeiteten die beiden zusammen und so konnte der junge Sanitär den abtretenden Firmenchef von sich überzeugen.

Lehre als gute Grundlage für die Selbstständigkeit

Sich in so jungen Jahren selbstständig zu machen, brauche Mut und Freude am Beruf, betont Fabian Käufeler von Suissetec, dem Schweizer Branchenverband für Gebäudetechnik. Die junge Generation habe hier einen Vorteil: Sie ist mit der Digitalisierung aufgewachsen und kann dieses Wissen in den Betrieb einfliessen lassen.

Zudem biete das duale Bildungssystem der Schweiz die perfekte Grundlage für die Selbstständigkeit: «Die Lernenden sammeln im Betrieb Praxiserfahrung und lernen die theoretischen Grundlagen in der Berufsschule.»

Hände benutzen Rohrzange an einer verstellbaren Rohrverbindung.
Legende: Dem Sanitärbetrieb Koch Heizung & Sanitär geht die Arbeit derzeit nicht aus. Vom Entkalken von Boilern bis zu grösseren Projekten bei Neubauten ist bei den Aufträgen alles mit dabei. Image/Panthermedia (Symbolbild)

Seit eineinhalb Jahren führt Krasniqi nun den Betrieb Koch Heizung & Sanitär und das mit Erfolg: Heute hat er vier Angestellte. Im Sommer 2026 kommt ein Lehrling dazu. Das Geschäft läuft gut: «Wir haben viele Verwaltungen, die uns buchen, und beim TCS sind wir als Notfalldienst hinterlegt, wenn mal eine Heizung ausfällt oder ein Rohr platzt.»

Ferien sind rar

Auch wenn das Geschäft gut läuft, hat das Chef-Sein seine Schattenseiten. «Ich habe weniger Freizeit und kann nicht so häufig in den Ausgang wie meine Freunde», erklärt Lorik Krasniqi. Auch Ferien sind zum Luxus geworden. Nachdem der 22-Jährige eineinhalb Jahre durchgearbeitet hat, war er kürzlich zum ersten Mal eine Woche weg – in den Bergen im Kosovo.

Darum sagt der Jungunternehmer klar: Wer sich selbstständig machen will, muss bereit sein, Opfer zu bringen. Das Schwierigste am Chef-Sein sei, alles im Blick zu haben: die Aufträge, die Organisation, das Team. Und das Schönste? «Aufträge zu erteilen», sagt Krasniqi und lächelt verschmitzt. Diese erteilt er immer wieder auch an Schnupperstifte, die er gerne in seinen Betrieb einlädt. «Nachwuchs ist wichtig, damit die Firma gesund wachsen kann.»

Regionaljournal Aargau Solothurn, 25.11.25, 17:30 Uhr ; 

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