Sie sticht sofort ins Auge: Majestätisch ragt sie über der Bühne des weissen Saals im KKL Luzern. Mit über 66 Registern und über 4300 Pfeifen gehört sie zu den grösseren der Schweiz – die Goll-Orgel.
Dass es sie gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Als der Konzertsaal im KKL 1998 eröffnet wurde, stand darin noch keine Orgel. Nur durch private Initiative kam der KKL-Saal zu seinem markanten Instrument.
Präzision in Nachtarbeit
Den Zuschlag damals für den Einbau erhielt das Luzerner Unternehmen Orgelbau Goll. Die Arbeiten waren aufwändig, da tagsüber im Saal geprobt wurde und abends Konzerte liefen. «Wir mussten zwischen den Proben und nach den Konzerten arbeiten. Für die Intonation, der klanglichen Anpassung der Orgel, arbeiteten wir drei Monate lang nachts», erinnert sich Geschäftsführer und Organist Simon Hebeisen.
Die KKL-Orgel sei nach wie vor eines der grössten Instrumente, das Goll je gebaut habe. «Vier Manuale, also Klaviaturen für die Hände und eine fürs Pedal. Wir haben in unserer Firmengeschichte etwa fünf oder sechs ähnlich grosse Orgeln gebaut», sagt Simon Hebeisen.
Wir haben in unserer Firmengeschichte etwa fünf oder sechs ähnlich grosse Orgeln gebaut.
Das alles ist 25 Jahre her und dieses Jubiläum wurde im September auch im Rahmen des Lucerne Festival gefeiert. Aber auch heute geht den Orgelbauerinnen und Orgelbauern die Arbeit nicht aus – auch wenn es ein seltenes Handwerk ist, welches nur wenige beherrschen.
Den Orgelbau Goll in Luzern gibt es seit über 150 Jahren. Mit 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählt Goll zu einem mittelgrossen Unternehmen.
Goll baut hauptsächlich neue Instrumente. 70 bis 80 Prozent der Arbeitsstunden seien dafür reserviert. In den meisten Fällen werden ältere Orgeln in Kirchen ersetzt oder teilweise erneuert. Dazu kommen aber auch Aufträge für Konzertsäle, wie eben das KKL oder für Musikhochschulen. Gebaute Orgeln regelmässig zu stimmen, gehört auch zur Arbeit.
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Bild 1 von 3. Orgelbauer Luca Troxler bohrt Löcher für die Orgelpfeifen. Bildquelle: Orgelbau Goll AG Luzern.
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Bild 2 von 3. Luca Troxler ist einer der 15 Mitarbeiter bei Orgelbau Goll: Hier leiht er die Pfeifenlöcher in der Windlade aus... Bildquelle: Orgelbau Goll AG Luzern.
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Bild 3 von 3. ... und wenn alles parat ist, siehts dann mal so aus wie im versteckten Orgelraum im KKL. Bildquelle: SRF/Tuuli Stalder.
Eine grosse Orgel zu bauen, das sei für ihre eher kleine Werkstatt eine schöne, aber auch grosse Herausforderung. «Wir arbeiten dann mehr als ein Jahr für ein einziges Instrument. Mit der anschliessenden Montage und Intonationszeit kann das gut und gerne bis zu zwei Jahre Arbeit bedeuten.»
Wir wollen den Beruf mindestens eine, wenn nicht sogar mehrere Generationen erhalten.
Orgelbau, so schwärmt Organist und Geschäftsführer Simon Hebeisen, sei ein vielseitiger Beruf. Handwerkliches und musikalisches Talent gehen dabei Hand in Hand.
Beruf erhalten, durch Ausbildung von Nachwuchs
Doch wie bei vielen anderen Branchen ist auch im Orgelbau der Fachkräftemangel ein grosses Problem. «Wir wollen den Beruf mindestens eine, wenn nicht sogar mehrere Generationen erhalten. Das heisst, wir müssen in die Jugend investieren. Wir bilden deshalb seit Jahrzehnten regelmässig Lernende aus», sagt Hebeisen.
Bei Goll sind zurzeit zwei angehende Orgelbauer beschäftigt. Einer von ihnen ist Gian Andrea Caratsch. Er ist im zweiten Lehrjahr. Die Breite des Berufs sei das, was ihn interessiert: «Man arbeitet mit ganz verschiedenen Materialien, verschiedenen Hölzern, Metallen für die Orgelpfeifen und manchmal sogar mit Elektronik für die Steuerung bei grossen Instrumenten. Interessant ist auch das Stimmen und Intonieren.»
Schweizweit sind circa zehn Lernende in der vierjährigen Ausbildung. Übrigens vermehrt auch Frauen. War Orgelbauer früher ein Männerberuf, lernen heute auch Frauen das seltene Handwerk und werden Orgelbauerinnen