Wer einen Einblick in die Sekundarschule Aesch werfen wollte, konnte dies bis vor kurzem im Internet tun. Dort hatte die Schule einen virtuellen Rundgang aufgeschaltet. Mit einigen Klicks konnten sich alle, die wollten, in verschiedenen Räumen umschauen, unter anderem in Klassenzimmern.
Wer virtuell in die Klassenzimmer eintrat, konnte sich dabei aber nicht nur einen Eindruck von Raum und Atmosphäre verschaffen, sondern auch Telefonnummern, E-Mail-Adressen und Fotos der Jugendlichen sehen, die dort zur Schule gehen. An den Wänden hatte die Klasse nämlich viele Sachen aufgehängt. Neben einem Foto-Plakat einer Schülerin im Bikini sah man auch, wer wo eine Schnupperlehre gemacht hatte und wer wo eine Lehrstelle bekommen wird – oder auch nicht. Daneben standen Kontaktdaten der Jugendlichen und der Lehrbetriebe.
Besonders heikel sind die Fotos, Telefonnummern und E-Mail-Adressen der Jugendlichen
Mit dem virtuellen Rundgang konfrontiert, staunt die Datenschutzexpertin Ursula Uttinger. Der virtuelle Rundgang sei wohl gut gemeint, mutmasst sie, aber bezüglich Datenschutz sei sie «erschrocken». Es handle sich nämlich um eine Verletzung des Datenschutzes. «Besonders heikel sind die Fotos, Telefonnummern und E-Mail-Adressen der Jugendlichen», sagt Uttinger.
Ich staunte sehr, dass man das Plakat so gut sieht.
Die Kritik der Datenschutzexpertin prallt an Schulleiter Carol Rietsch nicht ab. Er hat den Rundgang vom Internet genommen, nachdem er von SRF mit den Vorwürfen konfrontiert worden war. Gegenüber SRF sagt er, er habe den Rundgang vor Freigabe selbst angesehen, allerdings auf einem Gerät, wo er eine weniger gute Auflösung hatte als andere. «Wir gingen davon aus, dass man diese Details nicht sieht», sagt er zu den sensiblen Daten, die die Schule veröffentlicht hatte. Dass man das Bikiniplakat der Schülerin online so gut sehe, sei «nicht okay», gibt Rietsch freimütig zu. «Ich staunte sehr, dass man das Plakat so gut sieht.»
Rundtelefon statt Whatsapp wegen Datenschutz
Dass die Datenschutzpanne ausgerechnet in Baselland passiert, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind nimmt den Datenschutz in der Schule nämlich sehr ernst: Klassen verbot sie bereits vor Jahren, mit Whatsapp-Klassenchats zu kommunizieren. Das sei bezüglich «Datenschutz nicht lupenrein», sagte sie damals. Das «gute, alte Rundtelefon» sei zwar mühsam, dennoch müsse man es so machen.
Der virtuelle Rundgang in der Schule in Aesch wurde allerdings von keiner kantonalen Stelle bewilligt. Die Schulleitung hatte weder mit der Bildungsdirektion noch der Fachstelle für Datenschutz Rücksprache gehalten, sondern den Rundgang selbstständig online gestellt.