Zum Inhalt springen

Session «Das Krebsregister kann Lücken schliessen»

Mit dem neuen Krebsregistergesetz soll es möglich werden, Behandlungsdaten von Krebstherapien zu erfassen. Dadurch werde der Zugang zu der jeweils besten Therapie besser gewährleistet. Das sagt Jürg Nadig, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie.

Brustkrebs, Lungenkrebs, Hautkrebs – Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen. Allerdings muss die Diagnose nicht immer unweigerlich das Todesurteil bedeuten. Verschiedene Kantone führen Krebsregister, in welchen Daten zu den einzelnen Erkrankten gesammelt werden. Heute hat nun der Nationalrat ein nationales Krebsregistergesetz verabschiedet. Der Bülacher Krebsspezialist Jürg Nadig erklärt, warum dies ein wichtiger Schritt ist.

Zur Person

Box aufklappen Box zuklappen
Jürg Nadig
Legende: zvg

Jürg Nadig ist behandelnder Arzt in der Gemeinschaftspraxis Onkologie Bülach und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie. Er ist ein Befürworter des Nationalen Krebsregistergesetzes.

SRF News: Was bringen Krebsregister grundsätzlich?

Jürg Nadig: Krebsregister bringen Ihnen Hinweise, wie sich Tumorkrankheiten in der Bevölkerung entwickeln. In einem weiteren Schritt lässt sich abschätzen, wie zugänglich eine Behandlung für den einzelnen Patienten ist, damit seine Krankheit nach den heute geltenden Richtlinien behandelt werden kann.

Heute gibt es in mehreren Kantonen bereits Krebsregister. Welche Erfahrungen macht man damit?

Die heutigen Krebsregister haben die Aufgabe, die Anzahl von Erkrankten zu zählen, und dann über den Verlauf der Krankheiten eine Statistik zu erstellen. Was bis heute fehlt, sind die Daten über die Behandlung. Mit dem neuen Krebsregistergesetz soll es möglich werden, Behandlungsdaten zu erfassen. So kann erfasst werden, ob ein gerechter Zugang zu den heute empfohlenen Behandlungen gewährleistet ist.

Können Sie hierzu ein Beispiel machen?

Gewisse Krebsarten verlangen in der ersten Therapie eine kombinierte Behandlung mit Chirurgie, Bestrahlung und Chemotherapie, die koordiniert werden müssen. Mit einem Register, das auch Behandlungsdaten erfasst, können Sie beurteilen, ob der Zugang zu diesen Behandlungen tatsächlich in der ganzen Schweiz gewährleistet ist.

Kann mit dem neuen Krebsregistergesetz auch abgelesen werden, ob eine Behandlung erfolgreich war oder nicht?

Je nachdem können Sie nach einer gewissen Zeit allenfalls Daten erhalten, die zeigen, dass die eine oder die andere Behandlung besser ist. Oder dass die Überlebenschancen grösser sind, wenn man die Behandlung gemäss den geltenden Behandlungen macht. Das braucht aber Zeit und ist auch davon abhängig, wie der natürliche Verlauf einer Krebsart ist.

Das Krebsregistergesetz ist ein Instrument zur Qualitätssicherungssicherung und ein Ansporn, eine möglichst optimale Behandlung zu ermöglichen.

Wie wichtig sind denn solche Daten für Sie als behandelnden Arzt?

Mehr zum Thema

Wenn Sie auf diese Daten Zugriff haben, und das ist im Gesetz zumindest so angedacht, dann können Sie den einzelnen behandelnden Ärzten oder Ärztegruppen zurückspiegeln, ob sie und in welchem Ausmass sie die Behandlung entsprechend den heutigen Empfehlungen durchführen. Das Krebsregistergesetz ist somit einerseits ein Instrument zur Qualitätssicherungssicherung und andererseits auch ein Ansporn, eine möglichst optimale Behandlung zu ermöglichen.

Erhofft man sich davon, dass die Menschen besser und schneller von ihren Krebserkrankungen geheilt werden können?

Man hofft primär, die Versorgungsqualität beurteilen zu können; also sehen zu können, wo es Lücken gibt oder ob eine bestimmte Behandlung bereits sehr gut ist. Und wenn es Lücken gibt, diese allenfalls zu schliessen. Das würde für die Betroffenen bedeuten, dass sie eine bessere Behandlung bekommen.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

Meistgelesene Artikel