- Darum geht es
Die Walliser Standesinitiative «Wolf – Fertig lustig!» ist keine leere Drohung. Sie verfolgt einen kompromisslosen Kurs gegen die mittlerweile rund 40 Wölfe in der Schweiz. So soll das streng geschützte Raubtier zur jagdbaren Tierart erklärt werden.
Die Folge: Das Berner Abkommen müsste gekündigt werden; ausgerechnet von der Stadt aus, in der das Artenschutzabkommen 1979 unterzeichnet wurde.
Umweltschützer lehnen die Radikallösung des – je nach Ansicht – Wolfproblems vehement ab. Doch nicht nur sie. Reinhard Schnidrig, Leiter der Sektion Wildtiere beim Bundesamt für Umwelt, sieht darin gar eine Ausrottungsstrategie. Bereits im März hatte der Ständerat dem Vorstoss eine deutliche Absage erteilt. Auch der Bundesrat ist dagegen.
- Das Resultat
Nichtsdestotrotz: Nun entschied der Nationalrat mit 101 zu 83 Stimmen, der Walliser Standesinitiative Folge zu leisten. Damit folgt er seiner Umweltkommission, die die Standesinitiative im Mai mit nur einer Stimme Unterschied zur Annahme empfohlen hatte.
- Die Argumente der Befürworter
Die (kurze) Debatte verlief, wie immer, wenn es um den grauen Räuber geht, hitzig. «Der Wolf ist keine vom Aussterben bedrohte Tierart, allein in Europa gibt es 20‘000 – ganz im Gegensatz zur Walliser Schwarzhalsziege, die er bei uns reisst und die eine ‹specie rara› ist.» Mit diesem Statement sorgte Franz Ruppen (SVP/VS) für das erste Raunen im Nationalratssaal. Weitere sollten folgen. Die Befürworter nehmen denn auch die Aufkündigung der Berner Konvention in Kauf – ein Wiedereintritt könne nachverhandelt werden.
Denn, so Ruppen, das Abkommen sei zu einem Zeitpunkt abgeschlossen worden, als es noch keine Wölfe in der Schweiz gegeben habe. «In unserem dicht bevölkerten Land gibt es keinen Platz für Wolf; unsere Vorfahren haben ihn ausgerottet, als es noch viel mehr Platz für ihn gegeben hat.» Mittlerweile sei er zum Problem für den Tourismus und die Berglandwirtschaft geworden.
- Die Argumente der Gegner
Silva Semadeni (SP/GR), Präsidentin von Pro Natura, appellierte an die Grosse Kammer, Ständerat und Bundesrat zu folgen, «um die Wiederausrottung des Wolfes in der Schweiz zu verhindern». Man debattiere nicht zum ersten Mal über den «Rückkehrer» – und die Bündnerin legte Wert darauf, den Wolf nicht als «Einwanderer» zu diffamieren.
Weiter machte sich Semadeni für die Motion Engler stark, die das «Zusammenleben von Wolf und Bergbevölkerung» neu regeln will. Der Vorstoss, der in die Revision des Jagdgesetzes einfliesst, würde gezielte Abschüsse erlauben – wenn es «grosse Probleme» gibt, die mit zumutbaren Präventionsmassnahmen nicht zu lösen sind.
- So geht es weiter
Nach der Zustimmung des Nationalrats geht das Dossier zurück an die Schwesterkammer. Der Ständerat muss sich, trotz seinem Veto in der Frühlingssession, neu mit der Standesinitiative befassen.