Gegen das HI-Virus gebe es eine Impfung. Davon geht knapp ein Viertel der Basler Jugendlichen aus, obwohl es nicht stimmt. Nachlesen kann man das im Jugendgesundheitsbericht 2022.
Viele Jugendliche sind also schlecht aufgeklärt. Das kann schwerwiegende Folgen haben, sagt die Basler Grossrätin Jessica Brandenburger (SP). «Es stecken sich mehr Menschen mit HIV an, es wird mehr Aidsfälle geben», befürchtet sie. «Dabei wäre das verhinderbar.»
Brandenburger verlangt deshalb eine bessere Sexualaufklärung in der Schule. Dafür soll mehr Geld bereitgestellt werden. Damit könnte die Schule Workshops zum Thema für Lehrkräfte anbieten. Oder Lehrkräfte könnten Fachpersonen beiziehen im Unterricht.
«Zeitgemässe» Sexualaufklärung gefordert
Ungenügende Sexualaufklärung ist nicht nur ein Basler Problem. Auch in andern Kantonen gibt es Vorstösse zum Sexualkundeunterricht in den jeweiligen Parlamenten.
Jugendgesundheitsbericht 2022 Basel-Stadt
Die Jungsozialistinnen und -sozialisten verlangen in Luzern mittels einer Petition eine «zeitgemässe Sexualaufklärung». Auch der Einfluss sozialer Medien, Geschlechtsidentitäten sowie Krankheiten sollen im Sexualkundeunterricht Thema sein.
In Bern wurde ein Vorstoss im kantonalen Parlament abgeschmettert, der Zurückhaltung im Sexualkundeunterricht verlangte. Auch unterschiedliche sexuelle Praktiken sollen in der Schule thematisiert werden dürfen, befand eine klare Mehrheit des Grossen Rates.
Thema Sex fällt «vom Teller»
In erster Linie ist die Sexualaufklärung zwar Sache der Eltern. Dennoch ist sie für die Schulen eine Pflicht, die im Lehrplan 21 festgelegt ist.
Trotzdem geben mehr als zwölf Prozent der befragten 9.-Klässlerinnen und -Klässler in Basel an, dass sie bisher keine Sexualkunde in der Schule hatten.
Ich will, dass sich das ändert.
Warum diese Jugendlichen in der Schule nicht aufgeklärt worden sind, weiss Brandenburger nicht. Aber sie hat eine mögliche Erklärung: Die Schule habe viele Aufgaben und vielleicht steckten Lehrkräfte bei all den Aufgaben zu wenig Zeit in die Aufklärung, sagt sie. «Das Thema fällt vom Teller. Ich will, dass sich das ändert.»
Ein anderer Grund könnte zudem sein, dass Sexualkunde zwar im Lehrplan 21 aufgeführt ist, allerdings kein eigenes Fach dafür eingesetzt wurde. Das Thema fliesst lediglich vor allem im Fach Natur, Mensch, Gesellschaft in den Unterricht ein.
Dabei sei gerade die Schule ein Ort, wo die Sexualaufklärung viel umfassen könne und solle, sagt Brandenburger: von der Verhütung von Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten, bis hin zu Themen wie Lust und Liebe.
Leitfaden soll Lehrpersonen unterstützen
Mit ihrem Vorstoss will Brandenburger Druck aufsetzen. Im Frühling hätte nämlich ein neuer Leitfaden zur Sexualaufklärung an Basler Schulen fertig sein sollen. «Die Lehr- und Fachpersonen sollen Sicherheit erhalten hinsichtlich ihres Auftrags und des «Wie» der Vermittlung sexualpädagogischer Inhalte», schreibt die Basler Regierung.
Allerdings lasse dieses wichtige Dokument weiterhin auf sich warten, kritisiert Brandenburger. «Jetzt ist November und der Leitfaden ist nicht da. Es braucht offenbar Druck.»