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Sichere Energieversorgung Sommaruga: «Machen wir vorwärts, worauf warten wir noch?»

Nächste Woche startet eine Kampagne zum Energiesparen. Genügt das? Oder braucht es mehr? Bundesrätin Simonetta Sommaruga bezieht Stellung im «Tagesgespräch».

Ob diesen Winter das Gas oder der Strom ausreicht, ist unsicher. Der Bundesrat will 15 Prozent Gas einsparen – mit freiwilligen Massnahmen. Eine Kampagne zum Energiesparen startet nächste Woche. Doch es braucht vor allem eines: schnelles Handeln, damit die Schweiz ihren Energiebedarf selbst decken kann, sagt Energieministerin Simonetta Sommaruga.

Sie will es deutlich sagen: Der Bundesrat habe schon viel gemacht: Gasreserven angelegt, Wasserreserven zur Stromgewinnung geplant. Ab nächstem Frühling sollen auch ölbetriebene Ersatzkraftwerke die Mehrheit des Stroms des stillgelegten AKW Mühleberg ersetzen. Zudem habe sie weitere Massnahmen in petto, um einen Energiemangel im Winter zu verhindern. Sparen sei einfach ein Teil davon. «Alle können jetzt einen Beitrag leisten, und das ist wichtig.»

Die Bundesverwaltung soll als gutes Beispiel voran gehen. Sommaruga hofft auf Kantone, Städte und Gemeinden, dass auch diese ihre Raumtemperaturen senken. «Pro Grad kann rund 5 Prozent Energie gespart werden.» Wie warm es künftig in den Amtsstuben noch sein wird, ist erst in Abklärung.

Schärfere Massnahmen wenn Energiemangel absehbar ist

Sparen soll auch die Industrie. Sie soll, wo möglich, den Betrieb von Gas auf Öl umstellen. Doch Öl ist teurer als Gas, wo liegt da der Anreiz? «Wenn die Unternehmen auch damit die Gasmangellage verhindern können, haben sie damit viel gewonnen», so Sommaruga. Wer und wo Energie sparen kann, das will der Bund nächsten Donnerstag in einer Kampagne bekannt geben.

Wenn alle Appelle zu wenig nützen, ein Energiemangel absehbar ist, wird der Bundesrat zu schärferen Massnahmen greifen. Energie kontingentieren, gar temporär abschalten. Ob Sauna, Schwimmbäder oder das Schlafzimmer kalt bleiben sollen, Rolltreppen oder Skilifte abgestellt werden, ist zurzeit noch unklar. Ein entsprechender Plan sei in Arbeit, so die Bundesrätin.

Sinnvolle Projekte müssen nun rasch umgesetzt werden.
Autor: Simonetta Sommaruga Bundesrätin

Auch wenn die Schweiz glimpflich durch den Winter kommt, längerfristig reicht die Energie nicht, die Abhängigkeit vom Ausland ist gross. Nicht die Energiestrategie 2050 sei schuld an dieser Lage, so Sommaruga, sondern deren fehlende Umsetzung. «Die Strategie ist gut, aber wir müssen nun ganz konkrete Projekte haben, die jetzt gebaut werden. Ja, da habe ich eine gewisse Ungeduld.»

Sommaruga will mehr Wasser stauen, als Speicher oder zur Stromgewinnung, neue Gletscherseen nutzen und auch grosse Fotovoltaikanlagen in den Alpen bauen: «Sinnvolle Projekte müssen nun rasch umgesetzt werden.» Das Tempo der vergangenen Jahre sei unverantwortlich: «Wir können es uns nicht mehr leisten, zwanzig Jahre mit einem Hin und Her zu verlieren, um eine Staumauer zu erhöhen.»

Die Projekte sollen zwar nicht auf Kosten der Umwelt gehen, aber «man muss pragmatisch schauen, was möglich ist». Das Bewusstsein sei nun geschärft, schnell zu handeln. So könne vielleicht aus dieser Krise gar etwas Gutes gezogen werden: Dass sich die Blockade in der Energiepolitik löst. Die Bundesrätin ist überzeugt, die Bevölkerung teilt die Meinung: «Machen wir vorwärts, worauf warten wir noch?»

Tagesgespräch, 25.08.2022, 13:00 Uhr

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