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Sicherheitsbericht ETH Zürich Schweizer Volk fühlt sich sicher, doch das Schutzbedürfnis steigt

Trotz weltweiter Krisen: Daheim fühlt sich die Mehrheit der Bevölkerung laut einer ETH-Umfrage weiterhin gut aufgehoben.

Trotz Pessimismus wegen Krisen und Kriegen schätzen die meisten Schweizerinnen und Schweizer die Zukunft in der Schweiz eher optimistisch ein. Dies zeigt der neueste Sicherheitsbericht der Militärakademie (MILAk) an der ETH Zürich, für den ETH-Fachstellen Schweizer Stimmberechtigte seit über 30 Jahren zu ihren Sicherheitsempfinden befragen.

So glaubt eine grosse Mehrheit der Befragten zunehmend weniger an eine Verbesserung der weltpolitischen Lage. Die optimistische Stimmung sank im Vergleich zum Vorjahresbericht massiv. Nur gerade 18 Prozent sind noch hoffnungsvoll; das ist der tiefste Wert seit Messbeginn im Jahr 2015.

Grund dafür seien Multikrisen, etwa die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten, sagt Studienautor Tibor Svirtschev Tresch, Militärsoziologe an der Militärakademie der ETH Zürich. «Dazu kommen die Spannungen in anderen Weltregionen, etwa zwischen China und den USA gegenüber Taiwan.»

Im Schutz der Heimat

Trotz der weltweiten Krisenherde fühlen sich die meisten Befragten in der Heimat sicher (92 Prozent) und schauen optimistisch auf die Zukunft in der Schweiz (79 Prozent). Das hat mit dem immer noch sehr hohen Vertrauen in die Institutionen zu tun, obwohl dieses aktuell in Bundesrat und Parlament etwas gelitten hat.

Nach wie vor steht eine klare Mehrheit von 76 Prozent hinter einer verstärkten wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der EU, ein Beitritt ist kein Thema. Kritischer als früher äussert sich die Bevölkerung zum Mittragen der Sanktionen gegen Russland. Die Zustimmung ist markant gesunken, denn eine erstarkte Minderheit befürchtet, die Schweiz werde ihre guten Dienste nicht mehr anbieten können.

Bundeshaus
Legende: Die Schweizer Bevölkerung macht sich laut einer neuen Studie zunehmend Sorgen um die Weltlage. Bei der Zukunft der Schweiz bleibt man optimistisch. Keystone/Thomas Hodel

An der Neutralität festhalten wollen wie im Vorjahr 91 Prozent. Die sogenannte «differenzielle Neutralität» hat dagegen stark an Zuspruch verloren. Dennoch sind weiterhin knapp über 50 Prozent der Meinung, dass die Schweiz bei politischen Konflikten klar Stellung beziehen und bei militärischen Konflikten neutral bleiben soll.

Vermehrter Wunsch nach einer starken Armee

Obwohl sich die Befragten in der Schweiz sicher fühlen, wünschen sie sich wegen der weltpolitischen Lage mehr Schutz. Etwa von der Armee und der Militärallianz Nato: «Man möchte doch einen gewissen Schutz haben. Das könnte unter Umständen eine starke Armee sein oder eine Annäherung an die Nato für sicherheitspolitischen Schutz.»

Deshalb kommt eine moderate Annäherung an die Nato bei gut der Hälfte der Befragten (52 Prozent/-3 Prozentpunkte) weiterhin gut an. Noch mehr als bei der letzten Umfrage wollen sie die Einsatzfähigkeit der Armee stärken: Mit sehr gut ausgebildetem Personal (92 Prozent/+3 Prozentpunkte) und einer vollständig ausgerüsteten Truppe (79 Prozent/+3 Prozentpunkte).

Noch nie fanden so viele Schweizerinnen und Schweizer, dass die Armee zu wenig Geld habe. 20 Prozent der Befragten (+6 Prozentpunkte) hält die Armeeausgaben für zu niedrig. Das ist in der Längsschnittanalyse seit 1986 ein historisch hoher Wert. 45 Prozent erachten die Armeeausgaben als genau richtig.

Echo der Zeit, 26.03.2024, 18:00 Uhr

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