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Siviriez und Bulle Freiburger Kantonsarzt über Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen

Im Pflegeheim von Siviriez (FR), wo vergangene Woche 37 Personen positiv auf das Coronavirus getestet wurden, sind inzwischen 53 Personen infiziert worden. Sieben Personen sind gestorben, wie die Freiburger Gesundheits- und Sozialdirektion mitteilte. Auch in Bulle (FR) sind bis jetzt 21 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 13 Angestellte positiv aufs Coronavirus getestet worden. Eine Person ist gestorben. Der Freiburger Kantonsarzt Thomas Plattner nimmt zu den aktuellen Fällen Stellung.

Der 52-jährige Facharzt für Rechtsmedizin mit Master of Public Health ist Freiburger Kantonsarzt. Davor war er Vorsteher des Freiburger Amtes für Gesundheit, zehn Jahre stellvertretender Kantonsarzt sowie während sechs Jahren Chefarzt am Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern.

SRF News: Wie kann sich das Virus in einem Altersheim derart verbreiten?

Thomas Plattner: Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Es können Besucher und Besucherinnen, das Personal oder Bewohner bei Ausflügen sein, welche das Virus in die Institutionen hereinbringen.

Was haben Sie nun für Massnahmen beschlossen, um solche Ausbrüche in Zukunft zu verhindern?

Wir legen grossen Wert auf die Einhaltung der Schutzkonzepte. Deshalb führen wir präventive Inspektionen in den Heimen durch, um zu schauen, ob die Schutzmassnahmen umgesetzt werden.

Altersheime sollten grundsätzlich in der Lage sein, die Bewohnerinnen und Bewohner versorgen zu können.

Es ist auch wichtig, dass man der Bevölkerung klarmacht, dass unsere älteren Menschen zur Risikogruppe gehören, dass man beim Umgang mit ihnen sich unbedingt schützen muss.

In Siviriez ist derart viel Personal ausgefallen, dass das restliche Personal die Bewohnerinnen und Bewohner gar nicht mehr betreuen konnte. Es mussten Leute vom Spital übernommen werden. Hat das Spital noch Kapazitäten, falls es weitere solche Fälle gibt?

Das Spital ist grundsätzlich ebenfalls ausgelastet. In Riaz hat das Spital zusätzliche Betten freigestellt, aber auch dort bestehen Limiten.

In den allermeisten Fällen wollen die Bewohnerinnen und Bewohner keine Hospitalisierung.

Altersheime sollten grundsätzlich in der Lage sein, die Bewohnerinnen und Bewohner versorgen zu können und auch die Isolations- und Quarantänemassnahmen umzusetzen.

Wie sieht der Plan B aus, wenn es eine Häufung von solchen Fällen gibt?

Wir überlegen im Moment, ob wir beim ehemaligen Standort des Kantonsspitals in Billens eine spezielle Covid-Station einrichten. Grundsätzlich sind die Institutionen fähig, diese Bewohnerinnen und Bewohner zu versorgen. Ich möchte auch betonen, dass in den allermeisten Fällen die Bewohnerinnen und Bewohner keine Hospitalisierung möchten. Sie möchten in ihrem gewohnten Umfeld bleiben, auch wenn sie erkranken. Selbst dann, wenn sie am Ende des Lebens sind. Das haben sehr viele Personen auch so in den Patientenverfügungen festgehalten.

Das Gespräch führte Oliver Kempa.

Tagesschau, 9.9.2020, 19:30 Uhr ; 

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