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Der neue digitale Wahlkampf
Aus Rendez-vous vom 21.03.2018. Bild: Keystone
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Skandal um Cambridge Analytica «Man könnte meinen, die Demokratie stünde vor dem Aus»

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica steht nach den Enthüllungen über zwielichtige Methoden zur Beeinflussung von Wahlen in der Kritik.
  • Auch in der Schweiz werden Social Media für politische Kampagnen immer wichtiger.
  • Schweizer Parteien und Dachverbände betreiben jedoch nach eigenen Angaben keine gezielte politische Werbung mit gekauften Daten.

Millionen von persönlichen Daten, die eingesetzt werden, um psychologische Profile zu erstellen und sie im Wahlkampf einzusetzen: Das ist digitaler Wahlkampf auf einer ganz neuen Ebene. So geschehen in den USA beim letzten Wahlkampf um die Präsidentschaft. Jetzt kam es zum Skandal rund um die Wahlkampffirma Cambridge Analytica.

Wäre so etwas auch in der Schweiz möglich? Experte Dmitri Rougy ist skeptisch. Er ist auf Social-Media-Wahlkampagnen spezialisiert und hat schon für die Juso und die Gsoa Kampagnen geführt. Den Hype um Cambridge Analytica versteht er nicht: «Man könnte fast meinen, die Demokratie stünde mit Social Media Campaigning vor dem Aus.»

Weniger Budget in der Schweiz

Die Situation in der Schweiz sei laut Rougy eine andere: Viel weniger Menschen nutzten Social Media, die Demokratie sei direkter, die Budgets für Kampagnen kleiner als etwa im US-Wahlkampf. Dennoch: Auch hier nimmt die Bedeutung von politischen Kampagnen über Social Media zu.

Rougy setzt ebenfalls solche Mittel ein: Ausgehend von Email-Adressen, die über Petitionen gesammelt werden, hat er via Facebook gezielt Inserate geschaltet, die Menschen erreichen, die laut ihrem Profil auf eine Botschaft ansprechen sollten.

Economiesuisse setzt auf Software

Aufwändige datenbasierte Kampagnen sind teuer. In der Schweiz setzt der Wirtschafts-Dachverband Economiesuisse die Software «Blue State Digital» ein. Diese Software nütze Economiesuisse als Email-Tool sowie für Kundenbeziehungsmanagement, liess der Dachverband verlauten. Sie helfe, Kampagnen effizienter abzuwickeln. Wählerprofile erstellt Economiesuisse gemäss eigenen Angaben jedoch keine. Man kaufe auch keine Daten von extern zu. Der Verband nutze aber den Facebook-Werbemanager, um Werbung für seine Webseiten zu schalten.

Parteien machen gezielte Werbung

Auch die FDP setzt auf Facebook-Werbung, etwa gezielt nach Geschlecht, Altersgruppe und Region, wie die Partei mitteilt. Aber sie stützt sich weiterhin vor allem auf altbewährte Methoden wie Plakate und Inserate. «Wir machen nur gewöhnliche Werbung auf Facebook-Seiten, nichts gezielt mit Personenprofilen», sagt Marcel Schuler, Kampagnenleiter der FDP.

Die SVP, ebenfalls eine der finanzstärksten Kampagnenführerinnen der Schweiz, setzt stark auf Briefsendungen und Mobilisierung ihrer Basis.

Fake News haben es hier schwer

Es gebe noch einen weiteren Unterschied zwischen der Schweiz und anderen Ländern, sagt Social-Media-Kampagnenleiter Dmitri Rougy: Die Medienlandschaft sei relativ lebendig, Falschmeldungen verbreiteten sich in der Schweiz weniger gut.

Die moralische Grenze liegt dort, wo Desinformation gezielt genutzt wird.
Autor: Dmitri Rougy Wahlkampagnen-Manager

Hier liegt für den Kampagnen-Manager auch die Grenze des zulässigen: «Die moralische Grenze liegt dort, wo Desinformation gezielt genutzt wird.» Solche Bestrebungen sehe er zurzeit in der Schweiz nicht.

Klar ist aber: Digitale Kampagnen werden in der Politik immer wichtiger. Im kommenden Wahljahr werden diese Formen des Wahlkampfes auch in der Schweiz eine wichtige Rolle spielen.

Schlüsselfiguren in der Cambrige-Analytica-Affäre
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