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Massenhafter Datenmissbrauch Darum geht es im Facebook-Skandal

Darum geht es: Wissenschaftler Aleksandr Kogan hat 2014 mit seiner Firma Global Science Research (GSR) mittels Umfrage-App bei Facebook Daten von Facebook-Nutzern und deren Freunden gesammelt. Dabei soll es sich um Daten von rund 50 Millionen Nutzern handeln. Facebook hatte ihm dies unter der Bedingung erlaubt, diese nur zu Forschungszwecken einzusetzen. Kogan soll sich nicht an die Abmachung gehalten haben und die Daten an das Unternehmen Cambridge Analytica weiter verkauft haben.

Als Facebook den Verstoss 2015 bemerkt hatte, wurden Kogan und Cambridge Analytica dazu aufgefordert, diese Daten zu löschen. Laut Whistleblower Christopher Wylie ist dies nicht passiert. Wylie ist Ex-Mitarbeiter von Cambridge Analytica. Er sagte kürzlich der britischen Zeitung «Guardian», dass die Daten sogar zur Entwicklung eines Tools eingesetzt wurden, mit dem man Facebook-User beeinflussen kann.

Alexander Nix
Legende: Der CEO von Cambridge-Analytica, Alexander Nix, hat laut «Channel 4» Wahlbeeinflussung in Aussicht gestellt. Mittlerweile wurde er suspendiert. Reuters

Das ist Cambridge Analytica: Das Unternehmen ist spätestens seit dem Trump-Wahlkampf bekannt. Cambridge Analytica war für Trumps Wahlkampf in den Sozialen Medien verantwortlich. Und so arbeitet das Unternehmen: Mittels grosser Datensätze versucht Cambridge Analytica, Rückschlüsse auf die politische Einstellung zu ziehen. Inwiefern die gerade diskutierten Datensätze im Wahlkampf 2016 involviert waren, ist noch unklar.

Auch der mittlerweile suspendierte Geschäftsführer von Cambridge Analytica, Alexander Nix, ist in die Schlagzeilen geraten. Ein Reporter des britischen TV-Senders «Channel 4» hat Nix mit versteckter Kamera dabei gefilmt, wie dieser von möglichen Erpressungsversuchen von Wahlkandidaten erzählt haben soll. Der Reporter wollte wissen, ob es Möglichkeiten gebe, negative Informationen über politische Kandidaten bei Wahlen in Sri Lanka zu beschaffen.

Alex Stamos
Legende: Alex Stamos war Facebook-Sicherheitschef. Er wollte den Datenmissbrauch im Gegensatz zu Facebook öffentlich machen. Reuters

Das wird Facebook vorgeworfen: Facebook hat nach den Vorfällen sowohl Cambridge Analytica als auch Kogan von Facebook ausgesperrt, den Fall aber erst in den letzten Tagen publik gemacht – Jahre nach dem Datenmissbrauch und erst nach den öffentlichen Aussagen des Whistleblowers Christopher Wylie. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, nur auf öffentlichen Druck hin reagiert zu haben. Laut «New York Times» wollte der Sicherheitschef von Facebook, Alex Stamos, die Vorfälle frühzeitig öffentlich machen. Das Unternehmen habe ihn jedoch zurückgepfiffen.

Mark Zuckerberg
Legende: Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat wiederholt Probleme mit Datenlecks. Keystone

Facebooks problematische Problemlösung: SRF-Digital-Redaktor Guido Berger sieht das Unternehmen zum wiederholten Male im «Schadensbegrenzungsmodus». Laut Berger liege ein grundsätzliches Problem des Unternehmens darin, dass der Zugriff auf Daten eher breiter erlaubt sei, damit gute Ideen nicht von vorneherein eingeschränkt seien. Möglichkeiten würden intern Vorrang vor möglichen Gefahren und dem Missbrauch von Daten eingeräumt.

«Der Eindruck ist, dass Facebook immer erst zurückkrebst, wenn es in der Öffentlichkeit ein Problem gegeben hat». Das Unternehmen gehe nie proaktiv gegen solche Probleme vor, so Berger. Facebook hatte bereits im September einräumen müssen, dass in den Monaten vor und nach der US-Wahl etwa 3000 Anzeigen mit polarisierenden Inhalten geschaltet worden seien. Die Auftraggeber sässen vermutlich in Russland.

Die Folgen für Facebook: Die Facebook-Aktie hat seit Bekanntwerden der Vorfälle über sechs Prozent an Wert eingebüsst. Am Montag sank der Börsenwert damit um rund 40 Milliarden Dollar. Auch politisch droht dem Unternehmen Ungemach. So hat die Staatsanwaltschaft des US-Bundesstaates Massachusetts Ermittlungen in dem Fall aufgenommen. Die Senatorin Amy Klobuchar möchte gar Facebook-Chef Mark Zuckerberg vor den Justizausschuss des Senats in Washington zitieren. Grossbritannien und die EU haben ebenfalls Ermittlungen angekündigt.

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