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Skifahren & Co. im Klimawandel Die Wintersportorte müssen über die Bücher

Die Nullgradgrenze steigt mit der Klimaerwärmung – unaufhaltbar. Neue Tourismuskonzepte und Angebote sind dringend gefragt.

In den Schweizer Wintersportorten unter 2000 Meter fehlt der Schnee – nicht zum ersten Mal über den Jahreswechsel.

Laut Christoph Marty vom Institut für Schnee und Lawinenforschung in Davos ist es innert zehn Jahren bereits das dritte Mal, dass über Weihnachten und Neujahr in den Bergen in mittleren Höhen kein Schnee liegt. Für ihn ist klar: «Langfristig ist eine eindeutige Häufung für derart schneearme Jahreswechsel festzustellen.»

Nullgradgrenze steigt immer weiter an

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Chart Nullgradgrenze.
Legende: meteoschweiz

Daten von Meteo Schweiz zeigen, dass die Nullgradgrenze zwischen 1970 und 2010 – natürlich mit Schwankungen – mehr oder weniger konstant geblieben ist. Doch seit 2010 stieg der Mittelwert bei der Messstation in Payerne/VD , wo mit Wetterballonen die Temperatur in verschiedenen Höhen gemessen wird, massiv an: von 1247 Meter am 1. Januar 2013 auf 2434 Meter am 1. Januar 2023.

Das hat viel mit der Klimaerwärmung zu tun. Meteorologe Marty spricht denn auch von einem aktuell extrem warmen Winter: «So warm war es Ende Dezember/Anfang Januar noch nie.»

Immer häufiger schneearme Jahreswechsel

Natürlich kann es später im Winter noch schneien – doch in den kommenden Jahren muss immer öfter mit derart warmem und scheearmem Wetter über die Festtage gerechnet werden.

So warm war es Ende Dezember/Anfang Januar noch nie.
Autor: Christoph Marty Meteorologe SLF

Der Direktor der Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete, Thomas Egger, betont deshalb, dass sich jetzt vor allem die Tourismusverantwortlichen in tiefer und mittelhoch gelegenen Wintersportgebieten Gedanken über die Zukunft ihrer Destinationen machen müssten: «Wollen wir so weitermachen wie bisher – oder wollen wir uns neu positionieren?»

Wandern und Biken statt Skifahren?

Egger nennt konkret neue Winterangebote, wie etwa Winterwandern oder Wintervelofahren, aber auch zusätzliche Angebote im Sommer.

Schliesslich seien während der Corona-Pandemie im Sommer viele Schweizerinnen und Schweizer in die heimischen Berge gefahren. «Es gibt hier ein grosses Potenzial, noch mehr zu machen», ist Egger überzeugt.

Schneeband am grünen Hang.
Legende: Situation am Adelbodner Chuenisbärgli am 2. Januar 2023: Skifahren ist nur dort möglich, wo künstlich beschneit worden ist. Keystone

Natürlich bleibe den Berggebieten nichts anderes übrig, als sich breiter aufzustellen, pflichtet Tourismusexperte Christian Laesser von der Universität St. Gallen bei.

Aber so einfach könne das wegbrechende Wintergeschäft nicht aufgefangen werden – weder mit einem zusätzlichen Sommerangebot noch mit einem breiteren Winterangebot. «Winterwanderwege und Snowbiken werden die gegenwärtige Nachfrage beim Wintersport nicht ersetzen können», ist er sicher.

Tiefer gelegene Bahnen chancenlos

Der Klimawandel verschärfe noch ein weiteres Problem, mit dem viele Bergbahnen auch mit genügend Schnee kämpften, sagt Christoph Schuck von der Technischen Universität in Dortmund. Er hat die Schweizer Bergbahnen genauer untersucht und stellte fest, dass viele schlicht zu wenig profitabel sind.

Beschneiungsanlagen sind eine Lebensversicherung für Skigebiete.
Autor: Christoph Schuck Technische Uni Dortmund

Die Skigebiete müssten gegen Alternativmöglichkeiten für Touristen wie Billigreisen kämpfen. «Deshalb findet auch ein Verdrängungswettbewerb statt: die grossen gegen die kleinen Wintersportgebiete.» So hätten in den letzten Jahren etwa 40 Prozent aller Schweizer Bergbahnen bereits den Betrieb aufgegeben.

Weit und breit kein Schnee

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Skilift ohne Schnee.
Legende: Webcam-Aufnahme von Selital am 3.1.2023. schneeselital.ch

Wer zum Beispiel in Bern wohnt und Skifahren oder Langlaufen will, könnte nach Selital in der Gantrischregion fahren. Doch: «Oben hat es ein Schäumchen Schnee, bei Weitem aber nicht genug, um eine Piste zu präparieren», heisst es auf dem Telefonbeantworter der Skiregion auf maximal 1600 Metern. Hier ist eine künstliche Beschneiung aus finanziellen und naturschützerischen Gründen keine Option. Doch auch im Gantrischgebiet machen sich die Verantwortlichen Gedanken zur Zukunft. Die zündende Idee hatte man allerdings noch nicht, weshalb man vor allem auf den grossen Schnee hofft.

Dabei stellte Schluck fest, dass davon vor allem Skigebiete betroffen waren, die nicht über künstliche Beschneiungsanlagen verfügen. «Technische Beschneiung ist so etwas wie eine Lebensversicherung für Skigebiete», betont Schuck. Deshalb seien Resorts, die überleben wollten, quasi dazu gezwungen, in Beschneiungsanlagen zu investieren.

Echo der Zeit, 3.1.2023, 18:00 Uhr

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