Nein, bei der Ski-Abfahrt kann man sich nicht mit dem Coronavirus anstecken, aber man kann sich das Bein brechen. Reinhard Zenhäusern ist ärztlicher Direktor der Spitäler im Oberwallis: «Es ist schon so, dass wir es als Akutspital in einer Tourismusregion gewohnt sind, dass in der Wintersaison ein grosser Patientenandrang da ist – halt durch die Skiunfälle.»
76'000 Ski- und Snowboard-Verletzungen
Jährlich verletzen sich auf den Schweizer Skipisten 76'000 Snowboarderinnen und Skifahrer. Nicht jede und jeder landet im Spital. Trotzdem belasten die Unfälle die Notfallstationen in den Spitälern.
Dazu kommen die Herzinfarkte über die kulinarisch intensiven Festtage. Damian Roman vom Kantonsspital Graubünden sagt: «Wichtig in diesem Zusammenhang ist doch immer, dass mehr Touristen eben nicht nur mehr Unfälle heisst. Sondern mehr Touristen heisst eben auch mehr medizinische Notfälle, beispielsweise ein Hirnschlag oder ein Herzinfarkt.»
Ob Belastungsgrenze erreicht wird, ist offen
Zurzeit sind die Intensivpflege-Abteilungen schweizweit zu 80 Prozent ausgelastet. Ob zusammen mit den Herzinfarkten, den Wintersportunfällen und den Covid-Erkrankten die Belastungsgrenze erreicht oder gar überschritten wird – da wollen sich die Spitalverantwortlichen nicht festlegen.
Die Schweizer Gesellschaft für Intensivmedizin appelliert dennoch an die Bevölkerung, sich auch über die Festtage an die Hygiene- und Abstandsregeln zu halten, und: «Jeder und jede einzelne muss für sich beurteilen, welche Risiken er oder sie eingehen möchte.»
Wenn, dann «müssen wir Skigebiete schliessen»
Geht es nach den Vorstellungen des Bundes, sollten die Kantone entscheiden, ob ihre Skigebiete offen bleiben dürfen. Beim Entscheid muss Rücksicht genommen werden auf die Situation in den Spitälern. Die Walliser Gesundheitsdirektorin Esther Waeber-Kalbermatten betont: «Wenn es wirklich eine Verschlimmerung der Situation ist, sind wir dann eben gezwungen, zu sagen, wir müssen dieses oder jenes Skigebiet schliessen.»
Bis Weihnachten müsse die Zahl der belegten Intensivpflegeplätze nochmals herunterkommen, sagt Waeber-Kalbermatten. Sonst sei es fraglich, ob es über die Festtage genügend freie Plätze gebe – für Verunfallte oder schwer erkrankte Einheimische und Feriengäste.