Rund 100 annullierte oder umgeleitete Flüge, Tausende gestrandete Passagiere: Am Mittwochmorgen ging nichts mehr im Schweizer Luftverkehr. Für rund fünf Stunden war der kontrollierte Luftraum komplett gesperrt. Der Grund: eine technische Störung im Netzwerk der Schweizer Flugsicherung Skyguide. Urs Lauener, Leiter Operationen bei Skyguide, erklärt, wie das passieren konnte.
Urs Lauener
Leiter Operations Skyguide
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Urs Lauener war bei der Schweizer Flugsicherung als Flugverkehrsleiter und Verfahrensexperte tätig, bevor er als Flugsicherungsexperte beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) arbeitete. 2003 kehrte Lauener zurück zu Skyguide, wo er verschiedene Führungsfunktionen in der militärischen und zivilen Flugsicherung bekleidete. Seit Juli 2017 ist er Leiter des Bereichs Operations und Mitglied der Geschäftsleitung.
SRF: Skyguide steht immer im Fokus, wenn etwas schiefläuft. Jetzt lief etwas schief – und zwar so richtig.
Urs Lauener: Das ist leider so, das müssen wir zugestehen. Das ist nicht die Art und Weise, wie wir funktionieren wollen. Es ist ein Ereignis, das wirklich sehr aussergewöhnlich ist, dadurch, dass auch das Back-up-System nicht reagiert hat.
Das müssen Sie genauer erklären. Dass die IT streikt, kennt jedes Unternehmen. Aber weshalb hat man bei einem systemrelevanten Betrieb wie Skyguide nicht ein Back-up-System, das immer funktioniert?
Das haben wir grundsätzlich schon. Wir wissen noch nicht ganz genau, warum der Auslösemechanismus des Back-up-Systems nicht stattgefunden hat.
Die Systeme sind grundsätzlich redundant.
Das müssen wir nun im Detail analysieren. Aber die Systeme sind so ausgerichtet, dass sie grundsätzlich redundant sind.
Was ist das genau für ein Gerät, das ausgefallen ist?
Das ist relativ banal: Es ist ein Umschaltknoten im Netzwerk, bei dem man schnell eruieren konnte, dass dort das Problem liegt. Dann hat man den ausgewechselt und das System neu gestartet – und dann hat es wieder funktioniert.
Nach Panne ist wieder Normalbetrieb an Flughäfen Zürich und Genf
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Der Flugverkehr an den Flughäfen Zürich und Genf läuft nach der Netzwerkpanne von Skyguide vom Mittwoch wieder weitestgehend normal. Das sagten die Flughafen-Betreibergesellschaften am Donnerstag auf Anfrage.
Am Flughafen Zürich habe sich der Betrieb über den Mittwoch hinweg fortwährend verbessert, sagte eine Sprecherin des Flughafens Zürich.
Insgesamt wurden in Zürich 98 Flüge annulliert. Der finanzielle Schaden für die Flughafen Zürich AG sei, soweit dies bereits beurteilt werden könne, «vergleichsweise übersichtlich».
Auch am Flughafen Genf ist der Flugverkehr wieder normal aufgenommen worden, wie ein Sprecher des Genfer Flughafens sagte. Für den Genfer Flughafen seien die Auswirkungen der Netzwerkpanne vergleichbar mit Störungen im Luftraum, Ausfällen wegen Schneestürmen oder Streiks an grossen europäischen Flughäfen, so der Sprecher. Insgesamt wurden im Laufe des Tages 72 Flüge annulliert. Von den 33'000 Passagieren, die am Mittwoch erwartet worden waren, seien mindestens 25'000 in irgendeiner Weise von der Panne betroffen gewesen.
Diesmal war es ein Gerät, dumm gelaufen. Aber es steht nun die Frage im Raum: Ist die Flugsicherung eine Achillesferse des Schweizer Systems?
Wir investieren sehr viel in die IT-Sicherheit. Nach der täglichen Operation ist das unsere höchste Priorität. Denn wir sind uns bewusst, dass diese Systeme gefährdet sein können – das wollen wir verhindern. Wir geben unser Bestes, damit das nicht passiert.
Sie kennen die Flugsicherung Skyguide seit Jahrzehnten und haben auch als Experte beim Bund gearbeitet: Haben Sie so etwas schon einmal erlebt?
Nein, in dieser Dimension habe ich so etwas noch nie erlebt.
Können Sie heute sagen: So etwas kommt nicht wieder vor?
Wir werden alles daransetzen, damit das nicht wieder vorkommt. Ausschliessen kann man das nie. Es gibt keine hundertprozentige Garantie, dass Systeme immer funktionieren – das ist in jedem Business so.
Das Gespräch führte Arthur Honegger.
Skyguide sucht Fehlerquelle
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Skyguide bestätigte, dass der Flugbetrieb in der Schweiz wieder normal laufe. Man sei daran, den Vorfall vom Mittwoch mit Hochdruck zu untersuchen, um die genaue Fehlerquelle zu eruieren und solches künftig verhindern zu können. Skyguide bedauere, dass Partner, Kunden und Passagiere darunter hätten leiden müssen.
Die nationale Flugsicherung Skyguide ist sowohl für die zivile als auch für die militärische Flugsicherung in der Schweiz und im angrenzenden Ausland zuständig. Sie überwacht in der Schweiz einen der verkehrsreichsten Lufträume Europas.
Neben den internationalen Flughäfen ist Skyguide auch an den zivilen Regionalflugplätzen Bern, Buochs, Grenchen, Lugano Agno und St. Gallen Altenrhein sowie in Locarno und Sion im Einsatz, wo sowohl zivile als auch militärische Flüge stattfinden.
Skyguide befindet sich mehrheitlich im Besitz des Bundes und hat seinen Hauptsitz in Genf. Für Skyguide arbeiten 1500 Mitarbeitende an 14 Standorten.
Das Unternehmen finanziert sich mit Gebühren für An- und Abflüge sowie für Überflüge.
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) bat Skyguide zu Handen des Bazl und des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) innert zweier Wochen einen Bericht zum Vorfall zu erstellen.
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