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Smartphone im Kinderzimmer Mehrheit für Social-Media-Verbot für Kinder in der Schweiz

  • Eine grosse Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer befürwortet ein Verbot von Sozialen Medien für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren.
  • Auch ein Handyverbot an Schulen findet grosse Unterstützung in der Bevölkerung.
  • Dies geht aus einer Studie des Forschungsinstituts Sotomo hervor.

Keine Reels, Stories und Videos auf Instagram, Tiktok und Co. für unter 16-Jährige? 80 Prozent der Befragten befürworten ein Verbot von Social Media für Kinder und Jugendliche. Und fast gleich so viele sind dafür, dass Smartphones aus Klassenzimmern und von Pausenhöfen verbannt werden.

Massnahmen in diese Richtung werden bereits umgesetzt. Jüngst sorgte der Entscheid der Nidwaldner Bildungsdirektion für Aufsehen, die private Handynutzung an den hiesigen Volksschulen zu verbieten.

Die klare Zustimmung für solche Verbote bewerten die Studienautoren als Zeichen dafür, dass in der Bevölkerung ein grosses Bedürfnis zum Schutz von Kindern in der Online-Welt besteht. «Die Studie zeigt ganz klar, dass die Schweizer Bevölkerung findet, die Politik sei gefordert», sagt Studienautor Michael Hermann.

Cybermobbing und exzessive Nutzung

Bei der Aufklärung über die Gefahren im digitalen Raum sieht die grosse Mehrheit der Befragten Eltern und Schule in der Pflicht. Die meisten Eltern von minderjährigen Kindern sehen sich aber gewappnet, ihre Sprösslinge über die Gefahren im Internet aufzuklären. So fühlen sich 62 Prozent in der Lage, ihre Kinder ausreichend vor Cyberrisiken zu schützen.

Eine Junge starrt auf sein Smartphone.
Legende: Der richtige Umgang mit dem Smartphone ist für Kinder und Eltern Zankapfel und Dauerbrennerthema. KEYSTONE/Laurent Gillieron

Die grössten Gefahren liegen aus Sicht der Eltern beim Cybermobbing. Dazu komme aber auch die Angst vor der Konfrontation der Kinder mit Inhalten sexueller Art oder Gewaltdarstellungen sowie ganz grundsätzlich die exzessive Internetnutzung, so Hermann.

Knatsch am Familientisch

Expertinnen und Experten empfehlen Eltern, mit ihren Kindern klare Regeln im Umgang mit Smartphone und Social Media zu vereinbaren. Diesen Ratschlag nimmt sich die Elternschaft offenbar sehr zu Herzen: 97 Prozent der befragten Eltern haben Massnahmen wie die Einschränkung von bestimmten Online-Plattformen oder die Begrenzung der Bildschirmzeit festgelegt.

Doch bei der Einhaltung hapert es: Rund die Hälfte der Befragten bekundet Mühe bei der Umsetzung der Massnahmen. Wenig überraschend besteht darin ein gewisses Konfliktpotenzial am Familientisch: So geben 52 Prozent an, dass Diskussionen mit den Kindern über die Bildschirmzeit gelegentlich zu Streit führt. Fast noch herausfordernder sei die Kontrolle der Inhalte, die die Kinder konsumieren, so Studienautor Hermann: «Der digitale Raum entwickelt sich derart dynamisch, dass die Eltern kaum den Überblick behalten können», sagt er.

Weil es um Kinder geht, ist der Druck sehr gross.
Autor: Michael Hermann Studienautor

Die Forderungen sind also klar und deutlich: Doch wie realistisch sind so einschneidende Massnahmen wie ein Handyverbot an Schulen oder ein Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche? Michael Hermann hält fest, dass die Schweiz eher zurückhaltend ist mit solchen Regulierungen. Doch: «Weil es hier um Kinder geht, ist der Druck sehr gross und da wird die Politik auch handeln», ist er überzeugt.

Zu viel Zeit am Handy

Das Forschungsinstitut Sotomo befragte im Auftrag des Versicherungskonzerns Axa für den sogenannten Cybersorgen-Monitor rund 1700 Personen in der Deutschschweiz und der Romandie. Nicht nur die Internetnutzung von Kindern sehen die Befragten kritisch.

Ein grosser Teil gab an, dass das Smartphone Überhand in ihrem Leben nehmen würde: 46 Prozent würden gerne weniger Zeit am Handy verbringen. Mehr als zwei Drittel der Befragten stufen den allgemeinen Umgang der Bevölkerung mit dem Internet als zu risikoreich ein.

SRF 4 News, 11.5.25, 7 Uhr ; 

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