Der Gerichtsprozess vor dem Solothurner Amtsgericht wurde mit Spannung erwartet.
Es geht um einen mutmasslichen Brandstifter, der zwölf Brände gelegt haben soll.
Als es immer wieder brannte, war die Bevölkerung im Solothurner Wasseramt stark verunsichert.
Der Mann war Mitglied einer örtlichen Feuerwehr und streitet die Brände nach wie vor ab.
Fast 40 Personen beobachten den Prozess am Amtsgericht Bucheggberg-Wasseramt. Der Fall machte als «Brandstifter vom Wasseramt», «Solothurner Feuerteufel» oder auch als «Brandserie im Wasseramt» in den Medien Schlagzeilen. Laut Staatsanwaltschaft geht es um mehrfache Brandstiftung und einen Schaden von total gut 5.5 Millionen Franken.
Unerwiderte Liebe als Motiv?
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Der Staatsanwalt sieht als Motiv unerwiderte Liebe für einen Feuerwehrkollegen. Der Angeklagte sei diesem einmal bis in die Ferien gefolgt. Der Kollege habe den Kontakt abgebrochen. Der Staatsanwalt spricht von einer emotionalen Krise des Angeklagten.
Der Angeklagte habe die Brände gelegt, um an den Brandplätzen auf seinen Kollegen zu treffen. Unter dem Strich könne man sagen, dass der Angeklagte die Brände gelegt habe. Wäre er zwölf Mal zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, wäre das nicht realistisch. Ein Alibi habe der Beschuldigte nicht.
Verteidigung fordert Freispruch
Die Verteidigerin des Beschuldigten sagt, der Mann sei an den Tatorten gewesen, als Feuerwehrmann, nicht als Täter. Liebeskummer sei ein zu schwaches Motiv. Ihr zufolge müsste für solch «monströse Brände» eine Persönlichkeitsstörung vorliegen. Das sei nicht gegeben.
Zudem könnten die Handydaten nicht klären, wo genau ihr Mandant sich befunden hatte, sagte die Verteidigerin. Die Verteidigerin fordert für ihren Mandanten einen Freispruch.
Zwischen April 2022 und Mai 2022 kam es zu zahlreichen Bränden in der Solothurner Region Wasseramt. Gebrannt hat es fast jedes Wochenende, ein Schafstall, ein Clubhaus im Wald, ein Geräteunterstand eines Hauses, ein Waldhaus, Lagerhallen oder eine Schreinerei. Auch bei einem Schulhaus brannte es zum Schluss.
Brände in der Solothurner Region Wasseramt im 2022
Ende Mai konnte ein 33-jähriger Verdächtiger festgenommen werden. Nach seiner Festnahme hören die Brände im Wasseramt auf.
Nach der Festnahme wehrte er sich gegen die Untersuchungshaft und wurde im Oktober entlassen. Seitdem wird er mit einer GPS-Fussfessel überwacht. Zudem musste er als Ersatzmassnahme auch auf Alkohol verzichten. Eine Verlängerung der Fussfessel ist beim Haftgericht beantragt. Ein Entscheid steht noch aus.
Beweise dank Handydaten?
Bei fünf von zwölf Bränden gebe es eine erdrückende Beweislast gegen den Beschuldigten, hält die Staatsanwaltschaft fest.
Anklagepunkte und Aussagen des Forensikers
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Der heute 35-jährige Angeklagte steht wegen mehrfacher Brandstiftung, mehrfachen Hausfriedensbruchs und mehrfacher Tierquälerei vor Gericht. Beim Brand seien unter anderem zehn Schafe qualvoll gestorben, sagt die Staatsanwaltschaft.
Total geht es bei den zwölf Bränden laut Staatsanwaltschaft um 5.5 Millionen Franken Schaden und 2.8 Millionen Schadenersatzforderungen. Der Staatsanwalt fordert 15 Jahre Freiheitsstrafe.
Keine Persönlichkeitsstörung
Ein Forensiker gab vor Gericht Auskunft über den Angeklagten. Er schliesse eine Persönlichkeitsstörung mit grosser Wahrscheinlichkeit aus, sagte der Fachmann. Es sei ein schädlicher Gebrauch von Alkohol diagnostiziert worden, aber keine übermässige Sucht.
Die Handydaten des Angeklagten wurden ausgewertet und zeigen, dass er zu mehreren Tatzeiten eindeutig nicht zu Hause war, sondern in der Region der Brände. Videoaufnahmen zeigen, wie der Anklagte in das Schulhaus geht, in dem es brannte.
Der heute 35-Jährige bestritt die Tatvorwürfe bei allen Befragungen und auch vor Gericht. Er sei unschuldig und wisse nicht, warum sich die SIM-Karte seines Handys zum Beispiel in die Mobilfunkantenne nahe der abgebrannten Hornusserhütte eingewählt habe. Auch bei anderen Bränden könne er sich das nicht erklären.
Brandserie bleibt in den Köpfen
Die Brände im Wasseramt bewegen die Bevölkerung immer noch. «Diese Bilder vergisst man nicht», sagte der betroffene Besitzer einer Schreinerei ein Jahr nach den Bränden gegenüber SRF.
Warum löscht man Existenzen aus? Das ist mir ein Rätsel.
Unterdessen sind zwei Jahre seit der Brandserie vergangen. Damals wurde die Lagerhalle von Urs Heutschis Firma angezündet. Er führt eine Baumaterial-Firma. «Ich bin nicht der Einzige, der betroffen ist. Warum macht man das? Existenzen auslöschen, wo man jahrelang dafür gearbeitet und Arbeitsplätze geschaffen hat. Das ist mir ein Rätsel», sagte Heutschi gegenüber SRF.
Zwei Jahre nach der Brandserie: Ein Teil steht wieder
Beim Brand sind bei Heutschis Firma Material und Maschinen zerstört worden. Der Schaden wird auf vier bis fünf Millionen Franken geschätzt. Die Halle ist unterdessen abgerissen, hier steht nun ein Parkplatz. Immerhin hatte er zeitnah eine neue Lagerhalle gefunden.
Auch bei Landwirt Martin Hängärtner hatte es gebrannt. Der zerstörte Schopf war das Lebenswerk seines Vaters. Die Scheune wurde unterdessen neu aufgebaut. Er leide wie viele andere noch immer unter dem Brand, sagte er gegenüber SRF.
Die Brandruinen sind verschwunden, gewisse Bauten ersetzt. Die Bilder in den Köpfen bleiben. Wohl auch deshalb stösst der Gerichtsprozess auf hohes Interesse.
Die Staatsanwaltschaft fordert 15 Jahre Freiheitsstrafe. Die Verteidigung hält ihr Plädoyer erst noch. Das Urteil wird am Freitag erwartet.
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