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Sorgenkind Spitäler Licht am Horizont? Einzelne Spitäler kommen aus roten Zahlen

Von einer Trendwende kann allerdings noch nicht die Rede sein, sagen Fachleute. Die Herausforderungen bleiben gross.

Es ist eine ungewohnt positive Nachricht in den letzten Jahren. Das Universitätsspital Basel (USB) verbucht für 2024 einen knappen Gewinn von 200'000 Franken. «Das Spital ist finanziell wieder auf Erfolgskurs», sagt Verwaltungsratspräsident Robert-Jan Bumbacher. Dass eine grosse Universitäts-Klinik schwarze Zahlen schreibt, hat Seltenheitswert.

Einige Spitäler präsentierten für 2024 wieder etwas bessere Zahlen, viele bleiben aber in der Verlustzone.
Autor: Christine Wanner SRF-Bundeshausredaktorin

«Diese Nachricht ist erfreulich», sagt SRF-Bundeshausredaktorin Christine Wanner. Sie betont allerdings: «Einzelne Spitäler präsentieren für 2024 wieder etwas bessere Zahlen. Viele bleiben aber in der Verlustzone.»

Christine Wanner

Bundeshausredaktorin

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Christine Wanner ist seit 2022 Bundeshausredaktorin. Zuvor hat sie als Inlandredaktorin für Radio SRF gearbeitet. Sie hat an der Universität Bern Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte sowie Medienwissenschaften studiert. Wanner hat sich insbesondere mit dem gesellschaftlichen Umgang mit Risiken und Gefahren beschäftigt – beispielsweise in der Atomfrage und beim Umgang mit Naturkatastrophen.

Hier finden Sie weitere Artikel von Christine Wanner und Informationen zu ihrer Person.

Die Situation für Universitätsspitäler bleibt angespannt: So hat beispielsweise das Universitätsspital Zürich im vergangenen Jahr einen Verlust von rund 30 Millionen Franken eingefahren. Im Vorjahr betrug dieser noch 49 Millionen Franken.

Weniger rot sind die Zahlen auch bei der Berner Inselgruppe mit einem Verlust von knapp 24 Millionen Franken – im Vorjahr war dieser noch über dreimal so hoch. Und in den letzten zehn Monaten habe man sogar wieder schwarze Zahlen geschrieben, betont Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver.

Im Gegensatz zu kleineren und regionalen Spitälern können Uni-Spitäler ihre Leistungen weniger flexibel anpassen oder nicht ganze Abteilungen schliessen.

«Die Spitäler sind nicht untätig geblieben», sagt Wanner. Verschiedene Kliniken hätten ihre Arbeitsmodelle angepasst, Personal effizienter eingesetzt, Abteilungen vorübergehend oder ganz geschlossen. So sehen die Abschlüsse vereinzelt besser aus als im Vorjahr.

Wem es besser und wem es schlechter geht

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Der Blick in die Jahresberichte weiterer grosser Schweizer Spitäler zeigt ein durchzogenes Bild: Auch 2024 fahren viele Häuser weiterhin Verluste ein, wenn auch weniger grosse. Einige Kliniken konnten den Trend auch so weit drehen, dass sie wieder schwarze Zahlen schreiben.

«Wendepunkte» in St. Gallen und Genf?

So blickt etwa das Kantonsspital St. Gallen auf ein erfolgreiches Jahr 2024 zurück und schliesst die Rechnung mit einem Gewinn von 7.6 Millionen Franken ab. Dieses positive Ergebnis resultiere aus Effizienzsteigerungen, Einsparungen sowie Sondereffekten. 2023 schrieb die Klinik noch einen Verlust von 25.5 Millionen Franken.

In eine ähnliche Richtung zeigen die Zahlen des Universitätsspitals Genf (HUG). Es erwirtschaftete 2024 einen Überschuss von 30 Millionen Franken. Nach Jahren mit roten Zahlen sprechen die HUG-Verantwortlichen von einem «Wendepunkt». Noch 2023 hatte das Spital ein Defizit von 18 Millionen Franken ausgewiesen.

Wieder schlechtere Zahlen in Luzern

Einen finanziellen Rückschlag erlitt hingegen das Luzerner Kantonsspital: 2024 resultierte ein Verlust von 24.6 Millionen Franken. Das Ergebnis sei auf die Tarife und die Teuerung zurückzuführen. Im Vorjahr erwirtschaftete das Spital noch einen Gewinn von 1.6 Millionen Franken.

Das Universitätsspital Basel (USB) konnte etwa sein Personal besser planen und die Belastungen auf dem Notfall genauer antizipieren. «Seit dem letzten Jahr brauchen wir kein externes, temporäres Pflegepersonal mehr. Das ist finanziell interessant», sagt USB-Direktor Rakesh Padiyath gegenüber SRF.

Es ist noch zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen.
Autor: Christine Wanner SRF-Bundeshausredaktorin

Diese Entwicklungen würden zwar in die richtige Richtung zeigen, aber: «Es ist noch zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen», sagt Wanner.

Knapp schwarze Zahlen reichen nicht

«Die finanzielle Situation der Spitäler ist nach wie vor angespannt und herausfordernd», sagt Wanner. Damit ein Spital Investitionen in neue Gebäude oder medizinische Technologien selbst stemmen kann, brauche es deutlich höhere Gewinne. Diese müssten bei rund zehn Prozent liegen. Davon sind die meisten Spitäler weit entfernt.

EBITDA – Mass für finanzielle Gesundheit

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Damit ein Spital überleben kann, braucht es Reserven, beziehungsweise, es muss Gewinn machen: Von 100 Franken, die es einnimmt, müssen nach Abzug von Löhnen und Sachausgaben mindestens zehn Franken übrigbleiben. Das Mass dafür ist die EBITDA-Marge (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), sie sollte zehn Prozent betragen. Das erreichen die wenigsten Spitäler. Gemäss KPMG-Studie betrug der durchschnittliche Wert für das Jahr 2023 gerade mal 1.8 Prozent. Die Verluste von Schweizer Spitälern, Reha-Kliniken und Psychiatrien beliefen sich demnach auf eine Milliarde Franken.

Auch das Unispital Basel kommt – trotz solidem Ergebnis – bloss auf eine Marge von rund 6 Prozent. «Die 10-Prozent-Marge ist hoch angesetzt. Das erreicht bisher kein Unispital. Wir haben aber Antrieb, dass wir unsere zukünftigen Investitionen selbst finanzieren können», sagt Spitaldirektor Padiyath.

Seit über einem Jahrzehnt sollten Spitäler ihre Investitionen selbst tragen. Allerdings greifen viele Kantone ihren Spitälern finanziell unter die Arme. Das mag einen Jahresabschluss besser aussehen lassen, ist aber nicht nachhaltig, so Wanner.

Spitalversorgung der Zukunft gefragt

Der finanzielle Druck und das Interesse der Politik, die Gesundheitsversorgung in der Schweiz in die Zukunft zu führen, werde die Spitallandschaft verändern.

Die Kantone müssen die Spitalplanung noch stärker überregional denken, sagt Wanner. Bei Überkapazitäten müssten sie Leistungen abbauen und so umgestalten, dass sie den Bedürfnissen einer älter werdenden Bevölkerung gerecht werden, zum Beispiel mit ambulanten Gesundheitszentren.

Regionaljournal Basel, 21.5.2025, 17:30 Uhr ; 

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