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Sparproteste im Kanton Waadt Streik in der Waadt: Wenn die Schule plötzlich ausfällt

Mehr schulfrei ist schön. Damit bleibt aber gerade an den Gymnasien weniger Zeit für die wichtigen Prüfungen vor Jahresende.

Seit Wochen streikt in der Waadt das Staatspersonal gegen die Sparpläne der Regierung. Besonders aktiv sind die Lehrerinnen und Lehrer, welche die Arbeit bisher jeweils tageweise oder sogar zwei bis drei Tage am Stück niederlegten.

Auf dem Wochenmarkt an der Place de la Palud erklären Lehrerinnen und Lehrer den Passanten, warum sie streiken: Die Regierung wolle ihnen die Löhne kürzen und baue staatliche Leistungen ganz generell ab. Sie seien nicht bereit, diese Sparpolitik mitzutragen.

Schnitzeljagd für die Jüngeren – mehr Stress für die Älteren

Neben den Flugblätter verteilenden Lehrerinnen und Lehrern rennen Primarschülergruppen mit Papierzetteln durch die Gassen. Sie sind auf einer Schnitzeljagd. Wegen des Streiks haben sie keinen Unterricht. Damit sie nicht zu Hause hocken oder irgendwo herumlungern, haben ihre Schulleiter eine Art Hütedienst organisiert. Die Primarschülerinnen und -schüler amüsieren sich.

Anders ist die Stimmung bei den Gymnasiastinnen der Kantonsschule La Cité. Sie präsentieren gerade ihre Maturaarbeiten. «Wir hätten die Arbeiten schon vor zwei Wochen vorstellen sollen, doch dann kam der Streik», sagt eine Maturandin.

Die Lehrer hätten für den Abschluss der Maturaarbeiten ihren Streik dann aber unterbrochen, sagt sie und bilanziert: «Wir konnten uns wegen des Streiks zwar zwei Wochen länger vorbereiten, hatten deswegen aber auch zwei Wochen länger Stress.» Sie habe zum Glück eine gute Note bekommen, man müsse halt flexibel sein.

Die Auswirkungen der Sparmassnahmen sehe sie aber bereits. Man habe die Abfallkübel aus den Schulzimmern genommen. Den Abfall müsse man nun in den Gängen entsorgen. Und auch das Schulhaus werde nur noch ein Mal oder maximal zwei Mal pro Woche geputzt, entsprechend schmutzig sei es nun.

Kurz vor den Weihnachtsferien gibt es viel zu tun und man spürt den Notendruck. Das ist nicht sehr praktisch.
Autor: Maturandin Kantonsschule La Cité

Und doch: Die Meinungen zum Streik sind geteilt. Drei Wochen seien definitiv zu viel, findet eine andere Schülerin. Denn dadurch hätten sich sowohl die Prüfungen wie auch die Präsentation der Maturaarbeiten gegen das Jahresende hinverschoben: «Kurz vor den Weihnachtsferien gibt es viel zu tun und man spürt den Notendruck. Das ist nicht sehr praktisch.»

Es sei weniger Zeit geblieben, die Prüfungen mit den Lehrerinnen im Klassenzimmer vorzubereiten, bestätigt eine Maturandin ihre Kollegin. Etliche hätten Angst bekommen, die Prüfungen zu verhauen.

Streik.
Legende: Die Mobilisierung der Waadtländer Kantonsangestellten hält an: Rund 20'000 Menschen sind am Dienstag, 9. Dezember 2025 in Lausanne auf die Strasse gegangen, um gegen das Budget 2026 und die damit verbundenen Sparmassnahmen zu demonstrieren. Keystone/CYRIL ZINGARO

Und doch sei es wichtig, dass die Lehrpersonen streikten, sind sich die Maturandinnen einig: «Die Lehrerschaft streikt auch für uns und unsere Zukunft als Uni-Studentinnen.» Weniger Geld für die Bildung sei ein Problem.

Wir versuchen, Schülerinnen und Schüler so wenig wie möglich dem Druck auszusetzen und so gut wie möglich zu schützen.
Autor: Cora Antonioli Gymnasiallehrerin, Präsidentin VPOD-Sektion Waadt

«Wir versuchen, Schülerinnen und Schüler so wenig wie möglich dem Druck auszusetzen und so gut wie möglich zu schützen», sagt Cora Antonioli, Gymnasiallehrerin und Präsidentin der Gewerkschaft VPOD der Sektion Waadt.

Und sie ergänzt: «Wahrscheinlich gibt es auch Schülerinnen und Schüler, die damit nicht einverstanden sind. Aber sie haben das mir nie gesagt.» In den nächsten Wochen will die Lehrerschaft im Waadtland weiterstreiken.

Rendez-vous, 11.12.2025, 12:30 Uhr; noes

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