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Spektakuläre Bauarbeiten Erste Grossbohrung unter dem Zürichsee hindurch

Das Elektrizitätswerk der Stadt baut eine Stromleitung vom Seefeld nach Wollishofen. Und untergräbt dafür den Zürichsee.

Der Ort der neuesten Zürcher Baustelle ist prominent gewählt. Unmittelbar hinter dem Opernhaus türmen sich derzeit Abschrankungen und Bohrstangen. Riesige Maschinen nehmen die Strasse in Beschlag, ihr Lärm durchdringt die Stille im Seefeldquartier.

Nicht weniger aussergewöhnlich als der Ort sind auch die Bauarbeiten an sich. Zum ersten Mal überhaupt bohrt die Stadt Zürich nämlich ein Verbindung unter dem Zürichsee hindurch. Durch den unterirdischen Kanal soll dereinst eine Stromleitung gezogen werden.

Stadtkarte mit markierten Routen und Nummern.
Legende: So sind Zürichs Unterwerke miteinander verbunden. Die neuste Stromverbindung in grün führt unter dem Zürichsee hindurch. Elektrizitätswerk der Stadt Zürich

«Das ist schon speziell», sagt Hannes Haueis, Bauführer der Firma Schenk AG, die die Arbeiten im Auftrag der Stadt Zürich ausführt. «Spülbohren an sich ist für uns täglich Brot. Aber unter dem Zürcher Seebecken durchzubohren, haben wir noch nie gemacht.»

Die Bodenbeschaffenheit ist ein grosses Fragezeichen

Die Bauarbeiten haben erst kürzlich mit der sogenannten Pilotphase begonnen. Dabei wird zuerst eine Bohrung mit kleinerem Durchmesser vorgenommen. Nach eineinhalb Monaten will man das Ziel im Zürcher Quartier Wollishofen erreicht haben.

Ablauf einer Spülbohrung Quelle: Schenk AG Phase 1 Phase 2 Phase 3 Bohrkopf Zürichsee Räumer Vergrösserung von erster Bohrung Rohr Rohreinzug

Nach dieser ersten Phase wird der Kanal verbreitert, der Durchmesser der Röhre wird sukzessive von 25 auf 40 und 55 auf 70 Zentimeter verbreitert. Erst dann, wenn die Öffnung etwa die Grösse eines SUV-Rads aufweist, wird das Stromkabel durchgezogen.

Es sei nicht möglich, sofort ein grosses Loch zu bohren, sagt Haueis weiter. Man kenne die Bodenbeschaffenheit 50 Meter unter dem Zürichsee nicht. «Da war bis jetzt noch niemand. Bei der Pilotbohrung sehen wir, wie der Boden aufgebaut ist.»

Eine Verbindung, damit Zürich nicht dunkel wird

Eine andere Möglichkeit als diese unterirdische Bohrung habe es schlicht nicht gegeben, sagt Thomas Dolder, der das Projekt beim Elektrizitätswerk der Stadt Zürich leitet. Das Hochspannungskabel sei dick wie ein Oberschenkel und könne nicht – wie andere Kabel – einfach auf den Seegrund gelegt werden.

Baustelle mit Holzverschalung und Rohren.
Legende: Der Bohrkopf dringt hier in die Erde ein und wird in rund eineinhalb Monaten in Wollishofen auftauchen. SRF/Mayra Schmidt

«Wir haben hier eine viel zu kleine Seetiefe, um das Kabel einfach auf den Grund zu legen», sagt Dolder. «Das heisst wir haben die Wahl über den Landweg rund um das Seebecken oder das Kabel unter dem Zürichsee hindurchzuziehen.»

Das neue, unterirdische Kabel wird dereinst die beiden Unterwerke «Drahtzug» im Seefeld und «Frohalp» in Wollishofen miteinander verbinden. Und die Verbindung sei sehr wichtig, betont Thomas Dolder. Sie diene der Versorgungssicherheit der Stadt.

Bauarbeiter arbeiten mit schweren Maschinen auf einer Stadtstrasse.
Legende: Für die rund einen Kilometer lange Bohrung müssen immer wieder neue Bohrstangen angefügt werden. SRF/Mayra schmidt

«Wir müssen immer wieder Leitungen altershalber ersetzen und dafür müssen wir sie ausschalten», erklärt Dolder. «Wenn ein Unterwerk nur zwei Leitungen hat, ist das ungünstig. Wenn eine abgeschaltet ist und auf der anderen Leitung etwas passiert, dann wird es dunkel.» Und das wolle man verhindern.

Arbeiten dauern noch Monate an

Deshalb investiert das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich zehn Millionen Franken in das Gesamtprojekt. Das sei zwar viel Geld, sagt Dolder. «Aber dafür liegt das Kabel unter dem Zürichsee ungestört und muss nie einer Baustelle weichen.»

Bis das Projekt fertig ist, dürften aber noch Monate vergehen. Die Stadt Zürich rechnet damit, dass die Bohrarbeiten im Herbst fertig sein dürften und dass die Stromkabel dann zu Beginn des nächsten Jahres durch den unterirdischen Kanal gezogen werden können.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 18.6.2025, 17:30 Uhr;liea ; 

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