Wie schon zigmal zuvor ist Enrico Cavedon wieder mit seinem Kajak auf der Limmat im aargauischen Baden unterwegs. Plötzlich entdeckt er am Ufer eine eigenartig aussehendes Objekt mit Rillen. Neugierig paddelt er näher ran und merkt schnell: Das ist etwas Besonderes. Weil sich Cavedon für Steine und Fossilien interessiert, vermutet er sogleich, dass es sich um einen Mammutzahn handeln könnte.
Zu Hause setzt er sich an den Computer und recherchiert. Seine Vermutung bestätigt sich: Es handelt sich bei dem Fund um den Backenzahn eines Mammuts.
Ich habe mich gefreut wie ein Kind, das einen Schatz gefunden hat.
Für Cavedon ein spezieller Moment: «Ich habe mich gefreut wie ein Kind, das einen Schatz gefunden hat», erzählt er in einem Video auf den Social-Media-Kanälen des naturhistorischen Museums Naturama in Aarau.
Dorthin hat Cavedon den Mammutzahn gebracht. Seine Recherchen zeigten nämlich auch, dass solche Funde dem Kanton gemeldet werden müssen.
Glücksfund ist aussergewöhnlich
Im Naturama staunte die Sammlungsverantwortliche Alexandra Wegmann nicht schlecht über den Fund. Das aus mehreren Gründen. So ist der Zahn beim Kajakfahren gefunden worden: «Meist stossen Mitarbeiter bei Kies- oder Baugruben auf solche Objekte», erklärt Wegmann. Ausserdem sei es der erste Mammutfund im Limmattal bei Baden. Der Zahn sei extrem gut erhalten.
Im Naturama wurde der Zahn gereinigt, untersucht und während zehn Wochen konserviert. Die Untersuchungen zeigen: Es handelt sich um den Backenzahn eines Wollhaar-Mammuts. «Das Mammut ist vermutlich eher jung gestorben – im Alter von ungefähr 25 Jahren.» Zum Vergleich: Mammuts konnten bis zu 70 Jahre alt werden.
Vor wie langer Zeit das Mammut gelebt hat, kann Wegmann hingegen nicht genau sagen. «Für die dafür nötige Untersuchung – die sogenannte C14-Datierung – fehlte das Kollagen im Zahn. Es wurde vermutlich über die Jahre ausgespült.» Schätzungsweise habe das Mammut aber vor rund 18'000 bis 20'000 Jahren gelebt.
Auf dieses Alter lassen andere Funde in der Region schliessen. So zum Beispiel ein Fund aus der Kiesgrube Geelig im benachbarten Turgi (heute Ortsteil von Baden). Die C14-Datierung ergab bei einem dort gefundenen Mammutbackenzahn ein Alter von mehr als 18'000 Jahren. In einer Kiesgrube in der Nachbargemeinde Gebenstorf wurde ein Pferdeknochen gefunden, der auf etwas mehr als 21'000 Jahre datiert wurde.
Wermutstropfen für Finder
Enrico Cavedon hätte sein spektakuläres Fundstück natürlich gerne behalten. Aber: «Historische Funde im Boden gehören dem Kanton», erklärt Alexandra Wegmann vom Naturama. «Enrico Cavedon und seine Familie dürfen natürlich jederzeit vorbeikommen und den Mammutzahn bestaunen.» Bald soll das Fundstück auch in der öffentlichen Ausstellung im Naturama zu sehen sein.