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Spionage-Vorwurf an China Bund sieht vorerst keinen Handlungsbedarf bei Tiktok

Drei Millionen Menschen in der Schweiz benutzen Tiktok. Firmen und politische Parteien investieren viel Geld in ihre Kanäle auf der App. Aber seit einiger Zeit steht die App in der Kritik – und wird aus Angst vor Spionage aus China auf Diensthandys verboten.

600 bis 3000 Franken kostet es, wenn die Marketingfirma Tings ein Tiktok-Video für ein Unternehmen produziert. Das ist es den Firmen wert. Denn Tiktok sei derzeit die gefragteste Plattform für Kampagnen, gefolgt von Instagram, sagt Hera Zimmermann, Gründerin von Tings.

Beide Plattformen seien enorm beliebt. Und: «Die Menschen vertrauen bei Tiktok darauf, dass sie guten und lustigen Inhalt bekommen und deshalb wollen auch die Brands da vertreten sein», so Zimmermann. 

Zu ihrer Kundschaft gehören Versicherungen und NGOs. Auch politische Parteien, wie die Zürcher FDP, haben Tiktok für sich entdeckt und wollen in Zukunft mehr Zeit in die App investieren.

Angst vor Spionage aus China

So beliebt die App ist, so stark steht sie in der Kritik. Schon 2020 wollte der damalige US-Präsident Donald Trump Tiktok verbieten. Grund war das Misstrauen gegenüber der chinesischen Regierung, die – so die Befürchtung – über die App Spionage betreiben könne.

Weltkarte mit jenen Ländern herausgehoben, die Tiktok verbieten oder einschränken.
Legende: Von den westlichen Staaten haben die USA, Kanada, Neuseeland sowie die EU die App Tiktok auf Diensthandys von Beamtinnen und Beamten verboten. srf

Indien und Afghanistan haben die App inzwischen ganz verboten. Mehrere Länder verbieten ihren Regierungsangestellten, die App auf ihren Handys zu installieren. Dazu gehören die USA, Kanada, Taiwan, das Vereinigte Königreich, Neuseeland und jüngst auch die EU. Die Schweiz schliesst sich dem Verbot bislang nicht an.

Problematische Datenabgreifung

Das nationale Testinstitut für Cybersicherheit NTC hat am Dienstag eine Sicherheitsanalyse zu Tiktok veröffentlicht. Problematisch an der App sind demnach folgende Punkte:

  • Die Kontaktdaten wie Namen, Adressen und Telefonnummern werden an den chinesischen Tiktok-Mutterkonzern Bytedance übermittelt.
  • Eine fehlende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung lässt Tiktok alles mitlesen.
  • Die Verwendung des Ortungsdienstes beim Start der App erlaubt Tiktok das Erstellen von Bewegungsprofilen der Nutzerinnen und Nutzer.

Kein Tiktok-Verbot auf Dienstgeräten 

Die Bundeskanzlei hält es jedoch nicht für nötig, die App deswegen auf Dienstgeräten zu verbieten. «Ein Verbot von Tiktok auf den Diensthandys besteht zurzeit nicht», heisst es dazu. Am Dienstag hat die Bundeskanzlei die Prüfung zu einem allfälligen Verbot abgeschlossen. Die Mitarbeitenden werden aber auf eine zurückhaltende Vergabe von Berechtigungen bei Applikationen sensibilisiert.

Wenn sich zeigt, dass Tiktok einer Mehrheit der Sicherheitspolitischen Kommission zu heikel ist, dann werden wir aktiv.
Autor: Mauro Tuena Nationalrat SVP/ZH, Mitglied der SIK NR

Ausserdem betont die Bundeskanzlei, dass geschäftliche Daten auf den Diensthandys in einer isolierten, geschützten Umgebung, einer sogenannten Sandbox, bearbeitet würden. Das NTC wird gemäss der Stellungnahme vom Dienstag, die Entwicklung aber weiterhin im Auge behalten und im Bedarfsfall reagieren.

Korrektur

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Im 10vor10-Beitrag vom 19.4.2023 wird die Bundeskanzlei zitiert mit der Aussage, man konsultiere derzeit die Europäische Union. Dies ist falsch. Diese Konsultation ist inzwischen abgeschlossen.

 SVP kämpft für ein Verbot

Abgeschlossen ist die Diskussion damit aber nicht. SVP-Nationalrat Mauro Tuena sieht das fehlende Verbot als Problem und möchte so schnell wie möglich handeln.

Er werde das Thema an einer der nächsten Sitzungen in der Sicherheitspolitischen Kommission traktandieren. «Wenn sich dann zeigt, dass Tiktok einer Mehrheit zu heikel ist, dann werden wir aktiv.»

10vor10, 19.4.2023, 21:50 Uhr

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