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Spiritual Care in Langenthal Taugt Glaube als Medizin? Ein Berner Institut forscht nach

Kann Spiritualität die Gesundheit fördern? Dieser Frage geht das Institut für Spiritualität und Gesundheit nach.

Erholen sich gläubige Menschen schneller von Krankheiten oder psychischen Krisen wie Depressionen? Dieser Frage geht Micha Eglin nach, ein junger Arzt aus dem Baselbiet.

«Aus meiner eigenen Religiosität heraus hat es mich gewundert, ob das überhaupt einen Einfluss auf Krankheitsentstehung und Gesundheit hat», erklärt Eglin, der am Institut für Spiritualität und Gesundheit in Langenthal seine Doktorarbeit verfasste.

Büro
Legende: Interessierte lassen sich im Institut die Forschungsarbeit zeigen. SRF/Thomas Pressmann

Von Blau zu Rot zu Violett: Im Büro des Instituts sind unzählige Bundesordner fein säuberlich nach Farbe in mehreren grossen Gestellen geordnet. 20 Jahre Forschungsarbeit braucht ihren Platz.

Wissenschaftliche Forschung zu spirituellen Themen

Der Institutsleiter René Hefti betont, dass hier normale wissenschaftliche Forschung nach gängigen Standards betrieben wird.

Beten mit Patienten? Das wäre nicht professionell.
Autor: René Hefti Leiter Forschungsinstitut Spiritualität und Gesundheit

Die Auswirkungen des Glaubens unter der Lupe: Vor 20 Jahren war diese Art der Forschung noch Neuland und wurde kritisch beäugt. «Der Ruf war damals, dass alles, was mit Spiritualität zu tun hat, in der Medizin als Esoterik abgetan wird», erinnert er sich.

Porträt
Legende: René Hefti leitet das Institut in Langenthal. SRF/Thomas Pressmann

Das Institut selbst ist klein, mit nur einer Handvoll Mitarbeitenden. Es lebt von Stiftungen und Spenden und kooperiert mit Universitäten. Studierende helfen bei der Forschung mit.

Grenzen zwischen Therapie und Seelsorge

Bei der Behandlung von Patienten achten die Forscher darauf, professionelle Grenzen einzuhalten. Beten Angestellte mit Patienten? «Das wäre nicht professionell», sagt der Institutsleiter dazu.

Wenn ein Patient es wünscht, kann er aber durchaus ein Gebet vorlesen. «Aber das muss ich dann reflektieren: Wo und wann mache ich das?», betont er. Es gehe nicht darum, in die Rolle eines Seelsorgers zu schlüpfen.

Hand mit Kreuz
Legende: In Langenthal wird untersucht, wie der Glaube Heilung beeinflusst. Keystone/MANU FERNANDEZ

Für den jungen Arzt Micha Eglin war die Zeit am Institut sehr lehrreich – nicht nur in Bezug auf Religion: «Was ich mitnehme, ist das Forschen, was neugieriges Fragen hat und dann irgendwie unvoreingenommen an eine Situation oder einen Patienten geht», resümiert er. Diese offene, forschende Haltung will er in seine weitere Arbeit als Psychiater mitnehmen.

Hilft der Glaube wirklich?

Und wie sieht es mit der Kernfrage aus, ob Spiritualität die Gesundheit fördern kann? Dazu gibt es verschiedene Antworten. Forschungen des Instituts haben gezeigt: Der Glaube kann Heilungsprozesse beeinflussen. Die Doktorarbeit von Micha Eglin kommt jedoch zu keinem eindeutigen Schluss. Heisst: Es braucht noch mehr Forschung zum Thema.

Spiritualität in der Medizin: Ein wachsendes Forschungsfeld

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Patrick Weiss ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er sieht ein zunehmendes Interesse an Spiritual Care in der Medizin. Er betont, dass Spiritualität ein grundlegendes menschliches Bedürfnis ist und nicht zwingend an religiösen Glauben gebunden sein muss. In der modernen Psychotherapie finden spirituell fundierte Techniken wie Meditation und achtsamkeitsbasierte Therapien zunehmend Anwendung.

Weiss unterstreicht die Wichtigkeit wissenschaftlicher Forschung in diesem Bereich, betont aber auch die Notwendigkeit klarer wissenschaftlicher Kriterien. Trotz des wachsenden Interesses erwartet er, dass die Forschung zu Spiritualität und Gesundheit eher ein Nischenbereich bleiben wird. Der Fokus liege eher auf die die Forschung direkt am Körper, und weniger im psychologischen Bereich.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 11.9.2025, 17:30 Uhr ; 

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