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Sprachentests bei Schülern Schulabgänger kämpfen mit Französisch – überall in der Schweiz

Tests bei Schülerinnen und Schülern bringen grosse regionale Unterschiede ans Licht – und mit dem Französischen hapert es im ganzen Land.

Am Ende der Schulzeit müssen die sprachlichen Grundlagen der Schüler das Niveau A22 haben. «Das ist etwas mehr, als was man als elementare Sprachkompetenz verstehen könnte», sagt Peter Lenz von der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK.

«Ein bisschen mehr als elementar» bedeutet: Jemand kommt mit einer fremdsprachigen Person in Kontakt und kann mit ihr einigermassen gut über alltägliche, vertraute Dinge sprechen.

Französisch bereitet allen Mühe

In ihren jeweiligen Schulsprachen Deutsch, Französisch und Italienisch kamen die meisten der 18’500 schweizweit getesteten Jugendlichen auf das verlangte Niveau.

Ecrire en français, c'est l'horreur.
Autor: Christophe Darbellay Erziehungsdirektor Kanton Wallis, EDK-Präsident

Nicht so in der Westschweiz. Dort wurde das Niveau in der Rechtschreibung nicht erreicht. Der oberste Bildungsdirektor der Schweiz, der Walliser Regierungsrat Christophe Darbellay, zeigt Verständnis und verteidigt seine Muttersprache: «Ecrire en français, c'est l'horreur», sagt er. Und: «Das in der Untersuchung geforderte Niveau ist recht hoch.»

Als Abhilfe müsse man in der französischen Schweiz vermehrt auf nicht nur beliebte Übungen wie das Diktat setzen, empfiehlt Darbellay.

Sprachaustausch und Ferienlager?

Wenig überraschend macht Französisch auch den Kindern in der Deutschschweiz Mühe, wie etwa in beiden Basel, wo Französisch als erste Fremdsprache unterrichtet wird. Darbellay empfiehlt hier Austausch – oder Ferienlager. «Es muss wieder attraktiv gemacht werden.»

Ferienlager oder ein Sprachaustausch dürfte auch den Jugendlichen in der Romandie helfen. Sie haben nämlich ähnliche Defizite mit Deutsch als Fremdsprache. 

Englisch gehört für die Jugendlichen zum Alltag, zum Internet.
Autor: Christophe Darbellay Erziehungsdirektor Kanton Wallis, EDK-Präsident

Beim Abschneiden in den Tests spielt auch das Geschlecht oder die Herkunft eine Rolle. Mädchen oder Schüler aus privilegiertem Elternhaus erreichen die geforderten Ziele eher als Knaben oder benachteiligte Kinder.

Englisch können alle

Punkten können die Schweizer Jugendlichen beim Englisch-Test. Bis zu 85 Prozent verstehen Gelesenes und Gehörtes in englischer Sprache.

In der Ost- und Zentralschweiz wird Englisch als erste obligatorische Fremdsprache unterrichtet. Für EDK-Präsident Darbellay ist Englisch ein grosser Konkurrent für die Schweizer Landessprachen. «Englisch gehört für die Jugendlichen zum Alltag, zum Internet.»

Englisch sei zwar wichtig, sagt Darbellay. Doch die Fremdsprache alleine reiche nicht für eine Karriere in der Schweiz.

Kantone planen Massnahmen

Als Walliser Staatsrat verweist er auf die Besetzung von Kaderstellen in seinem Kanton. Die Bewerber hätten zwar beste berufliche Kompetenzen, aber es fehle eine zweite Landessprache. «Das ist meist ein Killer-Kriterium für diese Positionen.»

Einige Kantone reagieren auf die Erkenntnisse der EDK-Untersuchung. In Basel-Stadt etwa sollen Schülerinnen und Schüler mit Förderprogrammen besser Deutsch lesen lernen.

Allerdings hätte Basel, wie die anderen Kantone auch, im Fach Französisch einen deutlichen Nachholbedarf. Der Aargau wiederum will den Umgang mit dem Französischunterricht überprüfen.

Echo der Zeit, 22.5.2025, 18:00 Uhr;renl

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