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Schweiz Staatlich gedopte Eidgenossen? – Experten winken ab

Die Beweise für jahrelanges systematisches Doping von BRD-Sportlern erschüttern Deutschland. Eine vergleichbare «Doping-Vergangenheit» des Schweizer Staates schliessen namhafte Stimmen aus. Trotzdem hält auch Swiss Olympic einen Blick zurück für möglich.

Die schockierende Studie über aktives staatliches Doping im ehemaligen Westdeutschland wirft auch in der Schweiz Fragen zur Vergangenheit auf. «Mich würde es extrem erstaunen, wenn die Schweiz das auch gemacht hätte», sagt dazu Christian Wasserfallen, Präsident der nationalrätlichen Sportkommission. Sicher seien einzelne Sportbereiche vom Doping befallen, damals wie heute: «Ich glaube aber nicht, dass diese Aufgabe flächendeckend vom Staat angeordnet wurde.»

Wasserfallen: Gegenwart ist wichtiger

Allerdings konnte sich wohl auch in Deutschland bis vor Kurzem niemand vorstellen, welches Ausmass das Doping in früheren Zeiten angenommen hatte. Trotzdem hält FDP-Politiker Wasserfallen eine Untersuchung der Vergangenheit für überflüssig und sieht auch keinen Mehrwert in einer solchen Aktion: Viel wichtiger sei, dass die Gegenwart sauber ablaufe und in Zukunft weniger gedopt werde. Dies sei der bessere Ansatz, als in der Vergangenheit herumzubohren.

Und die Verbände?

Auch im Departement von Sportminister Ueli Maurer schliesst man praktisch aus, dass der Staat Doping aktiv unterstützt hat: Der Staat spiele bei der Sportförderung traditionell eine schwache Rolle. Allenfalls müssten deshalb die Verbände ihre Vergangenheit ausleuchten.

Swiss-Olympic-Präsident Jörg Schild als oberster Sportfunktionär schätzt die Lage ähnlich ein. Natürlich gebe es auch in der Schweiz Sportler, die illegale Substanzen genommen hätten. Der bekannteste sei sicher der frühere Kugelstösser Werner Günthör. Dass Verbände in der Schweiz analog zur BRD Doping grossflächig gefördert haben, glaubt Schild aber nicht.

Wird eine allfällige «Diplomarbeit» genügen?

Ungeachtet dessen weiss auch Schild, dass das Bild vom sauberen Sport auch in der Schweiz angekratzt ist. Er will das Thema deshalb im Exekutivrat von Swiss Olympic und später auch im Ethik-Beirat aufwerfen. Danach werde sich zeigen, ob es noch etwas aufzuarbeiten gebe – beispielsweise im Rahmen einer Diplomarbeit an einer Hochschule oder durch einen Historiker.

Der Vorschlag von Schild ist damit kaum vergleichbar mit den in Deutschland geplanten Untersuchungen. Er erstaunt umso mehr, als heute niemand mehr ernsthaft über Doping-Eskapaden überrascht sein kann. Selbst Schild stellt fest: In Sachen Doping kann mich nicht mehr viel überraschen.»

Funktionär Schild wie auch Politiker Wasserfallen betonen die Notwendigkeit internationaler Regeln. Es sei noch in vielen Ländern gang und gäbe, dass Verbände und Trainer ihre Athleten selber kontrollierten. Das dürfe nicht sein. Hier sei die Schweiz mit ihrer unabhängigen Kontrollinstanz vorbildlich.

(brut;snep)

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