Ob im Kampf gegen überteuerte Roaminggebühren, unnötige Operationen, lästige Werbeanrufe oder falsch deklarierte Lebensmittel: In Zukunft wird Nadine Masshardt die Interessen der Konsumentinnen und Konsumenten in der Politik vertreten. Sie löst die bisherige Präsidentin des Konsumentenschutzes, Priska Birrer-Heimo, an der Spitze der Stiftung ab.
Seit 2013 Nationalrätin
Wie ihre Vorgängerin ist auch Masshardt bestens vernetzt im Bundeshaus. Seit neun Jahren sitzt sie im Nationalrat. Aktuell ist sie Vize-Fraktionschefin der SP und bislang vor allem als Umwelt- und Verkehrspolitikerin aktiv gewesen.
Dort gebe es viele Schnittpunkte mit dem Konsumentenschutz, sagt sie – und nennt als Beispiel die Kreislaufwirtschaft.
Website des SKS
Masshardt will sich vor allem für mehr Transparenz für die Konsumentinnen und Konsumenten einsetzen, etwa bei der Deklaration von Lebensmitteln. Zentral ist für sie auch die Einführung des kollektiven Rechtsschutzes.
Auch in der Schweiz sollen Menschen mit kleinem Einkommen den Gang ans Gericht machen können, wenn sie Geschädigte sind. Auf heftigen Widerstand im Parlament von bürgerlicher Seite ist Masshardt vorbereitet.
Keineswegs ein linkes Anliegen
Im Übrigen sei Konsumentenschutz nicht per se links, sagt Masshardt: «Wenn man ins europäische Ausland schaut, wird klar, dass ‹Verbraucherschutz› keineswegs ein linkes Anliegen ist.» Trotzdem war das Präsidium des SKS stets in SP-Hand – eine Vorgängerin von Masshardt ist die heutige Bundesrätin Simonetta Sommaruga.
2016 lancierte der Konsumentenschutz mit der Fairpreis-Initiative sein erstes Volksbegehren, dessen Anliegen vom Parlament weitgehend aufgenommen wurden. Der Konsumentenschutz zog seine Volksinitiative daraufhin zurück – ein Erfolg für den SKS.
Konkurrenz vom Konsumentenforum
Seit der Gründung der Stiftung für Konsumentenschutz im Jahr 1964 sei die Stiftung eine der einflussreichsten politischen Lobby-Organisationen in der Schweiz, sagt Politikwissenschaftler Claude Longchamp. Doch in letzter Zeit hat der Konsumentenschutz Konkurrenz bekommen – vom Konsumentenforum.
Website des Konsumentenforums:
«Das Konsumentenforum ist eher auf der bürgerlichen Seite angesiedelt – damit wurde der Stellenwert der SKS etwas relativiert», so Longchamp. Zwar habe der Konsumentenschutz weiterhin eine wichtige Rolle inne, aber eben nicht mehr eine Quasi-Monopolstellung, wie das noch in den 1980er-Jahren der Fall gewesen sei.
Die neue SKS-Präsidentin Nadine Masshardt will die Konsumentinnen-Interessen nun vor allem im Parlament vertreten. Sie kann sich aber auch vorstellen, zugunsten von Konsumenten in Zukunft erneut Initiativen zu lancieren.