Der Kanton Baselland liefert sich zurzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Kantonen Basel-Stadt und Zürich um den Spitzenplatz beim Impfen. In allen drei Kantonen sind schon über 57 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen Covid-19 geimpft. Die Regionalredaktion Basel Baselland hat nun erstmals Daten eingefordert, die zeigen, wie weit die einzelnen Gemeinden im Baselbiet mit Impfen sind. Und da zeigen sich grosse Unterschiede.
Was auffällt: Im Speckgürtel rund um Basel sind deutlich über die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner geimpft. So wird die Impfrangliste gleich von sieben Gemeinden angeführt, die sich alle in unmittelbarer Nachbarschaft zur Stadt im Bezirk Arlesheim befinden.
Schlusslicht bilden die ländlichen Gemeinden
Im ländlich geprägten Oberbaselbiet und Laufental hingegen ist der Anteil der Geimpften deutlich tiefer. Hier gibt es gleich mehrere Gemeinden, in welchen sich ein Grossteil der Bevölkerung bisher nicht hat impfen lassen. Dazu gehören beispielsweise Roggenburg, Hemmiken, Bennwil oder Waldenburg.
Doch wie erklären sich die betroffenen Gemeinden die tiefe Impfbereitschaft? Von den Gemeinden mit einer Quote von unter 40 Prozent waren die Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten nicht erreichbar oder wollten keine Stellung nehmen. Einzig die Gemeindepräsidentin von Waldenburg, die für die FDP auch im Landrat sitzt, war bereit zu reden. Selber sei sie schon zweifach geimpft, sagt Andrea Kaufmann. Das schlechte Abschneiden ihrer Gemeinde überrasche sie. «Im Gespräch mit den Leuten habe ich aber immer wieder gehört, dass viele dem Impfstoff nicht trauen.»
Stadt-Land-Graben bei Jungen besonders tief
Ähnlich erklärt sich auch der Politikwissenschaftler und Geograf Michael Hermann von der Forschungsstelle Sotomo die grossen Unterschiede zwischen den Gemeinden. Je länger die Impfkampagne dauere, desto mehr seien die Jüngeren dran mit Impfen. «Bei den Jüngeren ist der Unterschied zwischen ländlicheren und städtischen Gebieten besonders gross», sagt Hermann.
Viele junge Menschen im dichter besiedelten Raum würden in der Impfung einen Weg zur mehr Normalität sehen. «Auf dem Land schätzen viele die Ansteckungsgefahr als vermeintlich tiefer ein», sagt Hermann. Dass dies ein Trugschluss sei, zeigten zum Teil hohen Ansteckungszahlen in ländlichen Gebieten letzten Herbst.
Kanton will Angebot geografisch ausbauen
Um die Bevölkerung auch in ländlichen Gemeinden zum Impfen zu motivieren, will der Kanton das Impfangebot in Arztpraxen und Apotheken ausbauen. Schon bald könne sich die Bevölkerung in rund 60 Praxen oder Apotheken impfen lassen, sagt der Sprecher des kantonalen Krisenstabs Baselland Roland Häring. Die Hoffnung: So liessen sich noch mehr Leute auf dem Land zum Impfen motivieren.
In einer früheren Version wurde im Artikel auf die Gemeinde Liesberg verwiesen, die eine besonders tiefe Impfquote von 15 Prozent hatte. Trotz Nachfrage der Redaktion beim Krisenstab Basel-Landschaft, ob dieser Ausreisser tatsächlich stimme, bestätigten die Behörden die Richtigkeit der Daten. Am Mittwoch nun meldete der kantonale Krisenstab, dass es aufgrund von Fehleingaben zu Fehlern gekommen sei und reichte die aktualisierten Zahlen nach.