Es klingt für die Tourismus-Branche erstmal nicht schlecht: 2021 wurden knapp 40 Prozent mehr Hotelzimmer gebucht als noch im Pandemiejahr 2020. Doch sind die Zahlen noch weit entfernt von Werten, wie sie vor Corona üblich waren. Eine vollständige Erholung erwartet Zürich Tourismus zudem erst auf das Jahr 2025. Was vor allem fehlt, sind Gäste aus Asien, Grossbritannien oder Russland.
Thomas Wüthrich, seit diesem Jahr neuer Direktor von Zürich Tourismus, sieht denn auch keinen Grund zur Euphorie: «Wir sind noch am Verdauen der letzten beiden Jahre. Sie haben die Branche arg mitgenommen.»
Es gibt keinen Grund zur Euphorie.
Zürich zieht vor allem Gäste aus dem Inland an
In der Stadt und den umliegenden Gemeinden belegten Schweizerinnen und Schweizer fast die Hälfte der gebuchten Hotelzimmer. Im Vergleich zu 2020 reisten auch wieder mehr Gäste aus den Nachbarländern an. Nach wie vor fehlen aber wegen Reisebeschränkungen die internationalen Touristen. Thomas Wüthrich spricht denn auch von einem «durchzogenen Jahr». Klar sei er froh um die einheimischen Touristen, doch sie könnten die Verluste der internationalen Gäste, vor allem der asiatischen, nicht wettmachen. Und das dürfte auch noch länger so bleiben: «In Asien werden wir wenig Reisetätigkeit sehen», schätzt Wüthrich. «Da müssen wir einfach realistisch sein.» Die Erholung werde nur sehr langsam stattfinden und erst 2025 abgeschlossen sein.
Krieg in Europa hält Touristen aus USA fern
Noch nicht berücksichtigt in diesem Szenario ist der aktuelle Krieg in der Ukraine. Wüthrich geht aber davon aus, dass er internationale Gäste zusätzlich abschreckt. «Vor allem der amerikanische Gast ist sehr sensitiv, er fasst Europa sehr grosszügig auf.» Heisst: Für Amerikaner spielt sich der Krieg von der Schweiz aus gesehen quasi vor der Haustüre ab. Für den neuen Tourismusdirektor ist deshalb klar: Um die Hotelbetten vollzukriegen, wird Zürich noch stärker auf Einheimische, und Gäste aus dem nahen Ausland setzen müssen.
Hotelzimmer bleiben teuer
Ob sich dies alle leisten können, ist jedoch eine andere Frage. Denn wer in Zürich und Umgebung Ferien machen möchte, muss immer noch tief in die Tasche greifen. Obwohl es viele freie Zimmer gab, kam es bei den Preisen nicht zu einem Einbruch. Der Umsatzerlös betrug 2021 pro Zimmer und Nacht 238 Franken, dies liegt im Vergleich mit den Jahren vor der Pandemie eher im oberen Bereich der bisherigen Bandbreite von 225 bis 239 Franken. Ein Fakt, der auch Thomas Wüthrich erstaunt. Dies, meint er, spreche «für die nach wie vor hohe Qualität der hiesigen Hotelbranche».