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Steigende Lebenshaltungskosten Viele Schweizer Familien leben mit knappem Budget

  • In der Schweiz fehlt es vielen Familien an finanziellen Mitteln. Das zeigt das neue «Familienbarometer».
  • Viele Eltern wollen darum ihr Arbeitspensum erhöhen, andere verzichten auf weitere Kinder.
  • Solange der finanzielle Druck bei der Kinderbetreuung nicht nachlässt, werden jedoch nur wenige tatsächlich mehr arbeiten.

Bei vielen Familien in der Schweiz ist das Geld knapp oder es reicht nicht aus für alle Lebenshaltungskosten. Das zeigt das sogenannte Familienbarometer von Pro Familia, dem Schweizer Dachverband der Familienorganisationen, und der Versicherungsgesellschaft Pax.

Die diesjährige Umfrage zeigt auch, dass die finanzielle Lage von Familien in der Romandie und im Tessin besonders angespannt ist – und dass Familien aufgrund des knappen Geldes auf weitere Kinder verzichten.

Darüber hinaus überlegt sich fast die Hälfte der befragten Familien, das Arbeitspensum zu erhöhen – doch geht das? Laut Philippe Gnaegi, dem Direktor von Pro Familia, durchaus: «Der Arbeitsmarkt ist bereit, diese Leute aufzunehmen. Und ich glaube auch, dass diese Personen arbeiten wollen.»

Doch es gebe ein Problem, denn Familien mit knappem Budget würden ihr Pensum nur dann erhöhen, wenn die externe Kinderbetreuung – etwa Hort und Kindertagesstätte – bezahlbar sei.

Für Gnaegi gäbe es dafür eine Lösung: Wenn Familien wie bereits in Österreich, Deutschland und Frankreich bei der Kinderbetreuung weniger bezahlen müssten.

Zu diesem Zweck hat die SP denn auch die «Kita-Initiative» lanciert und eingereicht. Die Stimmberechtigten werden also über eine bezahlbare Betreuung abstimmen. Der Bundesrat lehnt die Initiative aus Kostengründen ab. Rasche Verbesserungen sind demnach nicht zu erwarten.

Nur wenige arbeiten wirklich mehr

Simon Wey ist Ökonom beim Arbeitgeberverband und sagt, ihn überrasche der hohe Anteil jener Familien, die ein höheres Arbeitspensum in Betracht ziehen, nicht. Er erwarte aber, dass nur wenige tatsächlich mehr arbeiten würden und werden. Denn: Bisher habe es sich für diese Eltern auch nicht gelohnt.

Der Arbeitsmarkt ist bereit, diese Leute aufzunehmen. Und ich glaube auch, dass diese Personen arbeiten wollen.
Autor: Philippe Gnaegi Direktor Pro Familia Schweiz

Laut Wey erhöhen am Ende nur ganz bestimmte Familien ihr Arbeitspensum tatsächlich. «Das sind in der Tendenz Familien, die finanziell wirklich auf dem Zahnfleisch laufen. Familien, die im Niedriglohnbereich arbeiten, und wahrscheinlich weniger Familien des Mittelstandes, die höhere Einkommen generieren», sagt Wey weiter.

Auch für den Ökonomen ist klar, dass nur dann substanziell mehr Mütter und Väter ihre Arbeitspensen erhöhen, wenn die Kinderbetreuung bezahlbar ist.

Das Familienbarometer hat über 2000 Familien gefragt, ob sie ihr Leben, so wie sie es führen, auch bezahlen können – und laut dem Ergebnis reicht das Einkommen für mehr als die Hälfte der Familien nur knapp oder gar nicht, wie Gnaegi von Pro Familia betont. Und klar ist auch: Der finanzielle Druck wird in Zukunft nicht kleiner.

Familienbarometer 2024

So wurden die Daten erfasst:

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Für das zweite Schweizer Familienbarometer haben die Versicherungsgesellschaft Pax und die Organisation Pro Familia Schweiz im Zeitraum vom 8. November 2023 bis zum 18. November 2023 insgesamt 2123 Familien in allen Landesteilen der Schweiz über ein Online-Panel befragt. Mit der Durchführung der Befragung wurde das Beratungs- und Forschungsunternehmen Empiricon AG in Bern beauftragt. Um der Vielfalt heutiger Familienformen Rechnung zu tragen, seien bei der Auswahl der Teilnehmenden keine Vorgaben oder Einschränkungen hinsichtlich Familienkonfiguration gemacht worden, schreiben die Urheber der Studie. Einziges Kriterium war, dass die befragten Familien Kinder hatten.

HeuteMorgen, 14.03.2024, 06:00 Uhr

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