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Steinerberg in Schwyz Altersheim schliesst kurzfristig – Gemeinden sind irritiert

Ein Altersheim in Steinerberg SZ muss überraschend schliessen. Die betroffenen Gemeinden wussten nichts davon.

Kurz vor den Festtagen kam die Hiobsbotschaft: Das Altersheim St. Anna in Steinerberg im Kanton Schwyz muss schliessen. Grund seien der Fachkräftemangel und die steigenden Betriebskosten, hiess es seitens des Trägervereins. Die Angehörigen, die Gemeinden und die Heimleitung hätten bis Ende März Zeit, für die Bewohnenden und Mitarbeitenden eine Anschlusslösung zu finden.

Die Nachricht kam für alle Beteiligten völlig überraschend, zumal kein Jahr zuvor noch ein Neubau des Heims angekündigt wurde. Selbst die drei zuständigen Gemeinden Rothenthurm, Steinerberg und Sattel, die mit dem Heim eine Leistungsvereinbarung haben, wurden lediglich zwei Stunden vor der Pressekonferenz über die Situation informiert.

Gemeinde Steinerberg
Legende: Das Altersheim St. Anna prägt das Ortsbild der Gemeinde Steinerberg. Und beherbergt auch Menschen aus den Gemeinden Rothenthurm und Sattel. SRF

Damals liessen die Gemeinden verlauten, sie seien zwar überrascht, verstünden aber die Beweggründe des Trägervereins. Jetzt, einen guten Monat später, klingt es etwas schärfer. Diese Schliessung habe grosse Auswirkungen auf die Gemeinden, sagt Felix Reichlin, der seit über 15 Jahren Gemeindepräsident von Steinerberg ist.

Auch Angehörige überrumpelt

Besonders störe ihn, dass sie nicht früher über die Sorgen des Heims informiert wurden, sagt er. «In unserer Gemeinde hat auch das kleinste Geschäft, das wir behandeln, mindestens ein halbes Jahr Vorlauf.» Weil die Gemeinden eine gewisse Anzahl an Altersplätzen zur Verfügung stellen müssen, brauche es neue Lösungen. «Die grosse Frage ist nun, ob wir weiterhin mit den beiden anderen Gemeinden zusammenspannen und den Neubau realisieren oder ob wir alleine weitersuchen sollen.»

Man wird hier spüren, dass etwas fehlt.
Autor: Felix Reichlin Gemeindepräsident Steinerberg

Nicht nur die Gemeinden, auch die Bewohnenden und deren Angehörige wurden überrumpelt. Remo Gwerder zum Beispiel, der für seine 96-jährige Mutter ein neues Zuhause suchen muss. «Nichts deutete auf diese Schliessung hin.» Seine Mutter sei aktuell sehr aufgewühlt. «Sie hat sich an die Personen in ihrem Umfeld gewohnt und das ändert sich jetzt.»

Ausweglose finanzielle Situation

Bei der Suche nach einer neuen Wohnsituation für die Bewohnenden werde man Hand bieten, sagt Schwester Johanna Rubin, Präsidentin des Trägervereins St. Anna Steinerberg. Ihr Orden betreibt das Heim. «Wir tun alles, dass sie einen Platz finden.» Etliche hätten bereits ein neues Zuhause. «Die umliegenden Heime haben sich solidarisch gezeigt.»

Schwester Johanna Rubin
Legende: Schwester Johanna Rubin ist Präsidentin des Trägervereins, der das Altersheim betreibt. SRF

Es sei auch für sie überraschend gekommen, dass sie das Heim so kurzfristig schliessen müssen. Im Geschäftsjahr 2021 hatte das St. Anna noch mit einem Plus abgeschlossen. Die aktuelle finanzielle Situation habe nun keine andere Möglichkeit offen gelassen, so Schwester Johanna. «Wegen des Fachkräftemangels konnten wir nicht genügend Menschen aufnehmen und hatten so zu wenig Einnahmen.» Knapp 50 der 65 Betten waren besetzt.

«Es wird etwas fehlen»

Zugespitzt habe sich dies, als die Betriebskosten im letzten Jahr stark gestiegen waren. «Das hat unseren Finanzhaushalt durcheinander gebracht», sagt die Ordensschwester. Bis Ende 2023 hätte das Heim mit einem Ausfall von einer Million Franken gerechnet. Diese sei aussichtslos. «Nun wollen wir das auf eine gute Art zu Ende führen können.»

Dieses Ende werde das Dorf weit über den März 2023 prägen, sagt Steinerbergs Gemeindepräsident Felix Reichlin. «Wir sind eine kleine Gemeinde mit 1000 Einwohnenden. Viele hatten einen kleinen Job hier und das fällt jetzt weg.» Die betroffenen Personen müssten auswärts nach einer Anstellung suchen. «Man wird hier spüren, dass etwas fehlt.»

Schweiz aktuell, 13.01.2023, 19:00 Uhr ; 

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