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Sterben für unsere Schönheit: Tiere leiden für faltenfreie Haut
Aus Kassensturz vom 20.03.2018.
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Sterben für unsere Schönheit Faltenfrei – auf Kosten von Mäusen

Das Wichtigste in Kürze

  • Für die Faltenbehandlung mit Botulinumtoxin müssen jährlich tausende Mäuse qualvoll ersticken.
  • Jede Charge muss an Mäusen getestet werden. Nur wenn die Hälfte der Tiere stirbt, stimmt die Konzentration des Nervengifts.
  • In der Schweiz werden vor allem drei Präparate verwendet. Zwei haben auf alternative Testmethoden umgestellt, so sterben weniger Mäuse.
  • Nestle ist ins Schönheits-Business eingestiegen – setzt aber ausgerechnet auf das dritte Präparat, welches nach wie vor nur mit den problematischen Mäuse-Tests hergestellt wird.

Falten glätten mittels einer Spritze – darauf lassen sich immer mehr Kunden ein. Für mehrere hundert Franken lassen sie Botolinumtoxin in ihre Haut spritzen, um Zornesfalten oder Krähenfüsse zu glätten. Der faltenfreie Look hält mehrere Monate. Was viele Kunden nicht wissen: Für die Herstellung des Nervengifts Botulinumtoxin müssen Tiere leiden.

Die Mäuse ersticken qualvoll

Um die richtige Konzentration des Nervengifts zu finden, wird Mäusen Botulinumtoxin in den Bauch gespritzt. Innerhalb von vier Tagen muss die Hälfte der Tiere tot sein, nur dann stimmt die Dosis. Dieser Test heisst LD50. Damit testen die Hersteller jede Produktionseinheit. Das ist Vorschrift.

Tierversuche für Kosmetika sind verboten

Die grausamen Tests seien nötig, weil Botolinumtoxin biologisch hergestellt werde, erklärt Heinrich Binder, zuständig für den Fachbereich Tierversuche beim Bundesamt für Veterinärwesen und Lebensmittelsicherheit. «Das Gift Botulinomtoxin wird von Bakterien produziert, darum muss in jeder Herstellungscharge überprüft werden, ob die Konzentration stimmt.»

Eigentlich seien Tierversuche für Kosmetika in der Schweiz und in der EU verboten, nicht aber bei Medikamenten. «Botulinumtoxin gilt als Medikament, deshalb wird es unter den Vorgaben für Medikamentenherstellung produziert. Ob das aus ethischer Sicht vertretbar ist, kann man durchaus hinterfragen.»

«Kassensturz» berichtete bereits vor zehn Jahren über die dunkle Seite der Faltenbehandlungen. Jetzt zeigt eine «Kassensturz»-Umfrage bei Schönheitszentren: In der Schweiz kommen vor allem drei Präparate für kosmetische Faltenbehandlung zur Anwendung. Erfreulich: Zwei davon werden mit alternativen Testmethoden hergestellt:

  • Marktführer mit dem Präparat «Vistabel» ist die Firma Allergan. Allergan erforschte als erste alternative Tests mit Zellkulturen, um die Anzahl der Tierversuche zu reduzieren. Doch die Pharmafirma schreibt «Kassensturz», sie müsse diese alternative Testmethode regelmässig mit LD50-Tests evaluieren.
  • Das Präparat «Bocouture» wird gemäss Angaben der Firma Merz zum Grossteil ohne Mäuse getestet. Merz schreibt, dank ihrem alternativen Test können sie auf rund 70 Prozent aller Versuche an Mäusen verzichten.
  • Für das Präparat «Azzalure» der Firma Ipsen jedoch gibt es noch keine alternative Testmethode. Ipsen gibt an, auch sie erforsche zellbasierte Alternativen, die demnächst zugelassen würden – bis jetzt jedoch ohne Resultat.

Nadja Brodmann, Geschäftsleiterin des Zürcher Tierschutz, kritisiert Ipsen: «Ipsen stellt noch immer Quälprodukte her, obwohl andere Firmen schon längst gezeigt haben, dass es gute alternative Methoden gibt. Die Firma sagt seit langem, sie seien dran, alternative Testmethoden zu entwickeln, aber bis heute ist keine im Einsatz.»

Nestlé macht sich mitschuldig am Tod hunderttausender Mäuse.
Autor: Zürcher Tierschutz

Der Zürcher Tierschutz kritisiert auch die Firma Nestlé, die vom wachsenden Botulinumtoxin-Markt profitieren will. «Nestlé macht sich mitschuldig am Tod von hundertausenden Mäusen, die auf qualvolle Art und Weise ersticken müssen», sagt Nadja Brodman, Geschäftsleiterin des Zürcher Tierschutz.

Bereits ist Nestlé weltweit die Nummer zwei. Über ihre Tochterfirma Galderma vertreibt der Multi seit 2014 – ausgerechnet – das Ipsen-Präparat «Azzalure», das Produkt, für das es noch keine alternativen Tests gibt.

Nestlé beantwortete die Interviewanfrage von «Kassensturz» nicht, sondern verweist an ihre Tochterfirma Galderma, die wiederum auf Ipsen verweist. Ipsen schreibt: «Das Tierwohl liegt uns sehr am Herzen (…). Wir erwarten, dass wir den Behörden demnächst einen alternativen Test vorlegen können.» Zudem könne noch keine der Firmen bisher ganz ausschliessen, dass LD50-Tests angewandt werden.

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