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Stimmen zum Genfer Staatsrat Psychologin: «Maudet will zeigen, dass er Recht hat»

Rücktrittsforderungen, Strafverfahren, Entmachtung – der Genfer FDP-Staatsrat Pierre Maudet ist in der Abwärtsspirale. Trotzdem hält er hartnäckig an seinem Amt fest. Wie hält er das durch? Jetzt reden Vertraute und eine Psychologin.

Normalerweise hält das niemand aus: Seit August wird gegen Pierre Maudet wegen Vorteilsannahme ermittelt. Immer neue Details zur Luxusreise nach Abu Dhabi und zu angeblichen Steuertricks gelangen an die Öffentlichkeit. Doch Pierre Maudet bleibt. Mehr noch: Im Januar gewann er den Machtkampf gegen die eigene Parteiführung: Die Genfer FDP-Delegierten stellten sich hinter ihn, worauf die Spitze der Kantonalpartei zurücktrat.

«Er ist isoliert»

Wie tickt Maudet? Die Rundschau sprach mit Weggefährten, Beobachtern und einer Psychologin über die Affäre Maudet. Rolin Wavre war der Architekt von Maudets Bundesratswahlkampf. Er beschreibt Maudet als «politisches Monster». Er sei jemand, «der nur an Politik denkt». Maudet sei ein Ausnahmetalent – ausser wenn es um ihn selbst gehe, sagt Wavre: «Ich glaube, dass er seine Projekte viel besser verteidigt hat, als sich selbst.»

Deutlich kritischer sieht Pierre Ruetschi den FDP-Staatsrat. Ruetschi war Chefredaktor der «Tribune de Genève», die die Affäre Maudet aufgedeckt hat. Er meint, der Politiker habe verlernt, anderen zuzuhören: «Man sieht heute, Pierre Maudet ist isoliert.» Er sei sich derart gewohnt, Recht zu haben, dass er noch jetzt glaube, im Recht zu sein.

«Verschmelzung von Ego und Funktion»

Der Politiker scheint gänzlich unbeeindruckt von jeder Kritik. Er stecke noch in der Anfangsphase der Krise, so die Psychologin Ruth Enzler. Für die Rundschau hat sie die Auftritte von Maudet analysiert. Ihr Fazit: «Er denkt: Ich bin Genf. Und Genf wählt man nicht ab, das geht nicht.» Enzler: «Das ist eine Verschmelzung von Ego, dem Ich und der Funktion.»

Eine Person in Maudets Position könne dies fast nicht mehr trennen. Er wolle zeigen, «dass er doch Recht hat. Dass er doch verdient hat, an dem Ort zu sein und weiterregieren zu dürfen.» Er habe, so die Psychologin Enzler, den Menschen vermittelt: «Ihr seid toll – so toll wie ich es bin.» Sein Antrieb sei: «immer alles unter Kontrolle zu haben, immer Recht zu haben und Applaus zu bekommen».

Vom Fall eines Aufsteigers

Pierre Maudet hat sein Leben ganz der Politik gewidmet. Mit 25 Jahren war er Parteipräsident, mit 30 Jahren Stadtrat, mit 35 Jahren Staatsrat. Er sagt, er arbeite täglich 15 Stunden, sieben Tage die Woche.

In der Folge der Affäre um seine Reise nach Abu Dhabi entzog ihm die Regierung Anfang Jahr fast alle Dossiers. Er selbst beteuert, dass er unschuldig sei und dass das Ende der Strafermittlungen abgewartet werden soll.

Pierre Maudet: «Küchenpsychologie»

Pierre Maudet lehnt ein Interview mit der «Rundschau» ab. Die Einschätzungen der Experten zu seiner Person bezeichnet er in einer schriftlichen Stellungnahme als «Küchenpsychologie». Und weiter: «Diese extravaganten Aussagen, ohne Bezug zur Wirklichkeit meiner Funktion, werde ich bestimmt nicht kommentieren.»

An der «Rundschau»-Theke erklärt FDP-Präsidentin Petra Gössi, wie sie mit der Hypothek Pierre Maudet umgeht und warum sie für den Wahlherbst zuversichtlich bleibt:

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