Darum geht es: Um sehr viel Geld – und um einen nicht enden wollenden Streit zwischen Krankenkassen, Spitälern und Ärzten. Der Tarmed-Tarif legt fest, was Ärzte und Spitäler für ambulante Leistungen verlangen können: vom Aktenstudium bis zum Eingriff am Auge. Die entsprechenden Tarife sind mittlerweile knapp 15 Jahre alt und nicht mehr zeitgemäss. Dass eine Generalüberholung her muss, ist unbestritten – nicht zuletzt wegen der steigenden Krankenkassenprämien.
Das will der Bundesrat: Im März zog Gesundheitsminister Alain Berset die Notbremse und beschloss «Strukturanpassungen»: Sie sahen Einsparungen von bis zu 700 Millionen Franken vor. Nach Ende der Vernehmlassung hat der Bundesrat nun, wie er mitteilt, einen Grundsatzentscheid gefällt: Auf 1. Januar 2018 passt er den ambulanten Ärztetarif an und «korrigiert übertarifierte Leistungen, reduziert Fehlanreize und erhöht die Transparenz.» Die Anpassungen sollen ohne Leistungsabbau für die Patienten vonstattengehen, dafür aber jährliche Einsparungen von 470 Millionen Franken bringen: «Dies entlastet die Prämien der obligatorischen Krankenversicherung um 1,5 Prozent.»
Um die Qualität unseres Gesundheitssystems beizubehalten, mussten wir gewisse Anpassungen vornehmen. Wir sind nicht einfach denen gefolgt, die am lautesten geschrieen haben.
So geht es weiter: Die Tarmed-Anpassungen bedeuten lediglich eine Übergangslösung. «Es ist nach wie vor Aufgabe der Tarifpartner gemeinsam die Tarifstruktur zu revidieren», schreibt der Bundesrat. Denn die Regierung kann nur punktuell eingreifen. Damit Tarmed umfassend neugestaltet werden kann, müssen sich die zerstrittenen Parteien – Ärzte, Spitäler und Krankenkassen – finden.
Die Reaktionen: Die Pläne des Bundesrates stossen bei Spitälern und Ärzteschaft auf Widerstand. Der Spitalverband H+ warnt vor einer Verschlechterung der Tarifstruktur. Die Vorschläge der Spitäler habe der Bund nicht berücksichtigt. Ganz anders sieht dies der Krankenkassenverband Curafutura, der Bundesrat zeige «sein Gespür für die Versicherten und die Patienten» mit seinem Entscheid, schrieb der Verband in seiner Mitteilung.