SRF News: Sie hatten angekündigt, dass der Bundesrat bei den beiden Fremdsprachen in der Schule allenfalls eingreifen könnte. Nun machen Sie einen Rückzieher. Was hat den Ausschlag gegeben?
Bundesrat Alain Berset: Wir haben immer gesagt, dass wir die Kantone in ihren Bemühungen um eine Harmonisierung unterstützen wollen. Wir haben dazu eine Vernehmlassung durchgeführt und aufgezeigt, wie der Bund allenfalls eingreifen würde. Jetzt stellen wir eine positive Entwicklung fest, das zeigen die Entscheide in verschiedenen Kantonen. Deshalb gibt es derzeit keine Notwendigkeit, dass der Bund eingreift.
Ihre Drohung hat also gewirkt?
Es war keine Drohung! Ich hab nur daran erinnert, dass die Bundesverfassung gilt. Diese sieht vor, dass die Kantone beim Fremdsprachenunterricht eine Harmonisierung vornehmen müssen. Wenn sie es nicht tun oder nicht tun können, hat der Bund subsidiär die Kompetenz, zu harmonisieren. Der Bundesrat ist in der Sache bereit, seine Verantwortung zu übernehmen. Auch das sollte aufgezeigt werden.
Trotz der positiven Entwicklung in einigen Kantonen haben andere, wie Appenzell Innerrhoden oder Aargau, immer noch kein Frühfranzösisch. Müsste der Bund nicht doch eingreifen?
Wir geben allen Kantonen die Chance, dies noch zu tun. Auch die Erziehungsdirektoren-Konferenz arbeitet intensiv daran – und sie macht es gut. Die Entwicklung muss in die richtige Richtung gehen und der Bund anerkennt, dass dies die Kantone tun müssen. Es ist noch nicht perfekt und überall eingeführt. Wichtig ist: Wir können uns keinen Rückschritt erlauben. Sollte es dazu kommen, würde der Bund sehr rasch mit der EDK in Kontakt treten und abklären, ob eine Intervention doch noch nötig wird.
Das Interview führt Curdin Vincenz.