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Lärmreduktion mit einer einfachen Massnahme
Aus Rendez-vous vom 16.04.2018. Bild: Keystone
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Streit um Tempo 30 Langsamer fahren in der Nacht?

Lärm stört vor allem nachts. Deshalb gibt es jetzt Versuche, Tempo 30 nur dann einzuführen – auch auf Hauptstrassen.

Tempo 30 aus Sicherheitsgründen – also vor Schulhäusern oder in Wohnquartieren – ist mittlerweile in der Schweiz breit akzeptiert, auch von den Automobilverbänden. Tempo 30 aus Lärmschutzgründen hingegen ist umstritten. Beim autokritischen Verkehrsclub der Schweiz (VCS) und bei der rot-grünen Stadt Zürich war die Freude gross, als das Bundesgericht letzte Woche grünes Licht gab für Tempo 30, um den Lärm zu senken. Zürich kann nun auf Dutzenden weiteren Strassen diese Geschwindigkeitsbeschränkung einführen. Trotz der Niederlage wollen der Automobilclub (ACS) und der Touringclub (TCS) den Widerstand gegen Tempo 30 aber nicht einfach so aufgeben.

Der eigentliche Zweck von Tempo 30 ist die Behinderung des Individualverkehrs.
Autor: Thierry Burkart Vizepräsident TCS

Für TCS-Vizepräsident Thierry Burkart steht fest: «Der eigentliche Zweck von Tempo 30 ist die Behinderung des Individualverkehrs.» Das Argument des Lärmschutzes sei nur ein «Deckmantel». Burkhart hält denn auch nichts von temporären Temporeduktionen von 50 auf 30 in den Nachtstunden, etwa zwischen 22 und 6 Uhr. Tempo 30 reduziere den Lärm nur sehr beschränkt, sagt Burkart. «Laut Studien sind es etwa ein bis höchstens drei Dezibel.»

Thierry Burkart.
Legende: TCS-Vizepräsident und FDP-Nationalrat Thierry Burkart schlägt eine Pflicht für lärmarme Reifen vor. Keystone

Fokus auf die Wohnquartiere

Ganz anders interpretiert Markus Knauss vom VCS Zürich diese Lärmstudien. Temporeduktionen würden sehr wohl gegen Lärm nützen. Von temporären Einschränkungen hält aber auch Knauss nichts: «Tempo 30 nachts ist nicht der Fokus für uns.» Dieser liege auf den dicht bebauten Wohnquartieren, wo für 24 Stunden das Tempo gesenkt werden solle. «Denn die Anwohnerinnen und Anwohner fühlen sich auch am Tag vom Verkehrslärm gestört.»

Markus Knauss.
Legende: Der VCS-Zürich-Co-Geschäftsführer und Gemeinderat Markus Knauss hält Temposenkungen für ein gutes Mittel gegen Lärm. Keystone

Der TCS will den Strassenlärm mit anderen Methoden reduzieren. Dies mit sogenannten Flüsterbelägen, die sicher nicht billig seien, sagt Burkart vom TCS. Eine weitere Massnahme, die sehr günstig sei, sei das Vorschreiben von lärmarmen Reifen. «Das sind moderne Reifen, die den Lärm sehr effektiv mindern.»

Tempo 30 für 24 Stunden?

Dagegen habe man nichts, sagt Knauss vom VCS. Am effektivsten für alle sei aber eine Temporeduktion, und zwar für 24 Stunden und nicht nur in der Nacht.

Die Anwohnerinnen und Anwohner fühlen sich auch am Tag vom Verkehrslärm gestört.
Autor: Markus Knauss Co-Geschäftsführer VCS Zürich

Auch der Bundesrat hält wenig von temporären Temporeduktionen. So hält er in einer Antwort auf mehrere parlamentarische Anfragen dazu fest, dass eine Tempo-30-Strasse als solche erkennbar sein müsse. Das blosse Aufstellen eines Signals genüge nicht. Es brauche bauliche Massnahmen. Diese würden logischerweise nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tag greifen.

Ausprobieren in der Nacht

Versuche mit Tempo 30 in der Nacht sind jedoch möglich. Und so will die Stadt Zürich noch in diesem Jahr auf vier Strassenabschnitten von 22 bis 6 Uhr das Tempo von 50 auf 30 reduzieren. Dies wird allerdings nicht lautlos über die Bühne gehen. Man werde die entsprechenden Pläne der Stadt genau anschauen und entscheiden, ob und wie man Tempo 30 in der Nacht bekämpfen werde, heisst es beim TCS Zürich auf Anfrage.

Tempo 30 nachts: Erfahrungen aus Deutschland

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In vielen deutschen Städten gilt nachts grossflächig Tempo 30 auf Hauptstrassen. Diese Massnahme sei inzwischen in seinem Land nicht mehr umstritten, sagt Hartmut Topp. Er ist Professor am Institut für Mobilität und Verkehr der Universität Kaiserslautern. «Man hat gesehen, dass man durch diese einfache Massnahme den Lärm sehr stark mindern kann.»

Es gehe insbesondere um die Spitzenpegel, sagt Topp. «Da schaffe ich fünf Dezibel weniger. Das ist sehr viel, und das erreiche ich mit anderen Massnahmen nicht.» In Berlin und anderen Städten habe sich die Häufigkeit der Spitzenpegel, die den Schlaf stören würden, halbiert. «Das sind ganz grosse Erfolge.»

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